Verhaltensmedizinische Aspekte des Schmerzes
(Miltner, Larbig, aus Florin et al., Perspektive Verhaltensmedizin, 1989)
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aus Perspektive Verhaltensmedizin Florin et al. (1989)
Verhaltensmedizinische Aspekte des Schmerzes Miltner, Larbig In westlichen
Industriestaaten zählen chronische Schmerzen neben Herzkreislauferkrankungen
und Krebs zu den großen gesundheitspolitischen Problemen. In D derzeit
(ZIMMERMANN U. SEEMANN, 1986) * 3-6 Millionen chronische Schmerzpat. *
Kosten (Arbeistausfälle, Behandlung) über 30 Milliarden DM für
auch heutzutage oft noch inadäqute Behandlung Gründe nach BONICA
(1981): * zwischen verschiedenen Berufsgruppen in Forschung an chron. Schmerz
zu wenig Kooperation und Kommunikation (untersch. Methoden, theoret. Orientierung)
* zu wenig Integration von Grundlagen- und klinischer Forschung * viele
wissenschaftliche Erkenntnisse (diagnostisch, therapeutisch) werden anscheinend
wegen standespolitischer Machtsicherung nicht umgesetzt ( Verhaltensmedizin
als Instrument der Integration Grundlegend für verh.mediz. Ansatz
in Schmerzforschung war BONICA (1953) "The management of pain":
* erstmalig Sammlung verstreut publizierter neurophysiolog., pharmakol.,
therap. Kenntnisse * Versuch "chronische Schmerzen" (länger
als 6 Monate) in eigenem Krankheitsbild zu konzeptualisieren * Definition
von Schmerz als komplexes Zusammenspiel von physiolog. und psycholog. Prozessen
* ( Abkehr von unidimensionalen Strategie bei Erforschung und Behandlung
gefordert (medizinische, psychologische und soziale Aspekte gleichermaßen
berücksichtigen) MELZACK U. WALLS (1965) "Gate Control Theory":
* in Substantia gelatinosa (Rückenmark) existiert eine Art "Tor"-Mechanismus
* dieser reguliert Übertragung von sensor. Schmerzinfo. aus peripheren
Nervenfasern (C- und A-Delta-Fasern) auf Bahnen des Rückenmarks (neospinothalamische,
paläospinothalamische Bahn, Hinterhornstrangsystem): * bei "geöffnetem"
Tor werden neuronale Scherzinfo. ungehindert bzw. verstärkt zu spinalen
Abschnitten übertragen; bei "reduziertem" Tor in abgeschwächt
oder gehemmt MELZACK (1986) nimmt an: * Tormechanismus beschränkt
sich nicht nur auf Substantia gelatinosa. Alle synaptischen Umschaltstationen
zw. Rückemark und versch. Teilen des Gehirns haben ähnlichen
Tormechanismus * Öffnung bzw. Reduzierung des Tors kann erfolgen durch:
* neuronale Impulse peripher-afferente Nervenbahnen * efferente Impulse
über pyramidale bzw. extrapyramidale Bahnen zur Substantia gel. Peripher-afferente
Regulation: * Aktivität schnell-leitender, dicker A-Fasern wesentlich,
die Impulse über Berührung und Druck aus Haut zum Rückenmark
* übersteigen diese Impulse kritische Stärke, werden in der Subst.gel.
Interneurone angeregt, die die Übertragung gleichzeitig bestehender
nozizeptiver (=schmerz) Info. von dünnen afferenten Fasern auf aufsteigende
spinale Bahnen hemmen * ( Abschwächung nozizeptiven Einstroms auf
spinale Bahnen * GEGENTEIL: * starke Erregung der dünnen C- und A-Delta-Fasern
bei schwacher Erregung der dicken Fasern ( Öffnung des Tors und verstärkte
Übertragung nozizeptiver Info. zentral-efferente Regelung (nach MELZACK,
1986): * mehrere Gebiete in Hirnstamm und Mittelhirn beteiligt * Formatio
Reticularis * Thalamus * Hypothalamus * v.a. übergeordnete kortikale
Strukturen * Frontal-, Präfrontalkortex * parietaler Kortex * ( Emotionen
(z.B. Angst) und kognitive Vorgänge (z.B. Ablenkung/Aufmerksamkeit,
Erfahrung mit Schmerz) können afferente Übertragung neuronaler
Info. in Rückenmarkshörnern beeinflussen * Regulation des Tormechanismus
und höhergelegene Modulation v.a. durch körpereigene, morphinähnliche
Stoffe (Endorphine, Enkephaline) * ( es finden sich mehr Endorphine und
Enkephaline in Schichten der Subt.Gel. und den Gebieten des Hirnstammes
und Mittelhirn, von denen die efferenten Verbindungen zwischen Gehirn und
Rückenmark ausgehen MELZACK U. CASEY (1968): Schmerz ruft neben sensorischer
Erfahrung immer auch affektive, motivationale Änderungen und kognitiv-evaluative
Prozeese hervor (z.B. Schmerz "brennend", "bohrend",
"lähmend", "überwältigend") ( Schmerz
nach der Gate-Control-Theory nichtlinearer dynamischer Vorgang, bei dem
periphere, spinale, subkortikale und kortikale Strukturen zusammenwirken.
(Verarbeitung u.a. unter Einbeziehung kultureller Var.; Lernen; pers.spez.Eigenschaften
wie Neurotizismus, Angst, Depression; aktueller emotionaler und kognitiver
Zustände) Sozialisationseinflüsse, Lernen und Schmerz individuelles
Schmerzerleben hängt neben konkreten Lernerfahrungen stark von sizokulturellen
Faktoren ab * z.B. religiöse Schmerzzeremonien (Feuerlaufzeremonien
in verschiedenen Kulturen, hinduistische Hakenschwungzeremonie (Indien,
Sri Lanka) * "Couvade"-Phänomen: bei manchen Naturvölkern
(Frauen arbeiten bis zur Geburt, bringen Kinder fast ohne Anzeichen von
Schmerz en passant zur Welt, arbeiten sovort wieder, während die Männer
Tage vorher bis einige Zeit danach mit starken Schmerzen im Geburtshaus
liegen (KOSAMBI 1967) * ethnische Normen beeinflussen Schmerzverarbeitung:
Studie ZBOROWSKI (1969) * Interviews mit jüdischen, irischen, italienischen
und amerikanischen Schmerzpat. Zeigten unterschiedliche Vh.muster bei Mitteilung
von Schmerz: * Juden eher pessimistisch in Bez. auf Therapie und Ursache
* Italiener nahmen sofort Hilfe in Anspruch, die sie dann schnell zufriedenstellte
* Amerikaner phlegmatische, nüchterne Schmerzeinschätzung, ertrugen
Schmerzen ohne Äußerungen * Irische ebenso zurückhaltend,
scheuten sich Schmerz gg. Familienangehörigen bekannt zu machen Offensichtlich
spielen frühe Erfahrungen, Reaktionen, Einstellungen von soz. Bezugspersonen
(z.B. Eltern) für spätere Form der Schmerzverarbeitung wesentliche
Rolle. MELZACK U. SCOTT (1957) im Tierexperiment: * Terrier von frühestem
Alter bis Reifezeit isoliert in Käfigen gehalten * später in
Vergleich zu nicht-isolierten Tieren nicht in der Lage, normal auf aversive
Reize zu reagieren: Schmerz (Nadelstiche, Verbrennungen) führte nicht
zu Vermeidungsreaktion ( Vermutung (MELZACK U. CRAIG, 1986), daß
Kinder aus Familien mit stoischem Schmerzumgang bei späterer Schmerzerfahrung
wahrsch. toleranter reagieren als Kinders aus Familien, die dem Schmerz
große Aufmerksamkeit zukommen lassen ( APLEY (1975) an 1100 engl.
Schulkindern: * Kinder mit starken abdominellen Schmerzen kamen 6x häufiger
aus sog. "Schmerzfamilien" mit bekannter Bauchschmerz-inzidenz
( STERNBACH (1974) führt Begriff "Schmerzspiele" ein: *
Vh.weisen wichtiger soz. Bezugspers. Haben bedeutsame Rolle bei Entstehung
und Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen * ( diese schmerzspezifischen
Kommunikationsmuster müssen in der psychologischen Schmerzbehandlung
berücksichtigt werden BLOCK ET AL. (1980) dazu Studie: * Patienten
gaben in klininschem Interview mehr Schmerzen an, wenn sie wußten,
daß ihr mitleidig reagierende Partner duch Einwegscheibe zuhörte
* Pat. mit eher gleichgültigem Partner gaben weniger Schmerzen an
* wurde beiden mitgeteilt, daß neutraler Beobachter zuhört,
unterschieden sich die angegebenen Schmerzstärken nicht signifikant
Persönlichkeitsspezifische Aspekte und Schmerz LYNN U. EYSENCK (1961);
BOND (1973): * deutliche Unterschiede in der Schmerzäußerung
zw. Intro- und Extravertierten BOND U. PILOWSKY (1966): * Studie an finalen
Krebspatienten * Ausmaß der Schmerzerfahrung mit Neurotizismus assoziiert
* Ausdruck von Schmerz und Analgetikaforderung mit Extraversion assoz.
* Schmerzhemmung mit Introversion (schweigend leiden) Angst und Schmerz:
Generell Zunahme an Angst ( Zunahme von Schmerz HILL ET AL. * Angstreduktion
bei Vp durch Kontrolle über erwartetes schmerzhaftes Ereignis ( Erhöhung
der Schmerkschwelle WILSON-EVERD U. STANLEY (1986): * ängstliche Frauen
während Geburt stärkere Schmerzen PICKETT U. CLUM (1982): * Ängstliche
mehr postoperative Schmerzen Depression und Schmerz: TIMMERMANNS U. STERNBACH
(1974): * enge Beziehung zw. Depr. und Schmerz: Minderung der Depression
( Schmerzerleichterung GERSHMAN U. READE (1987): * depressive Pat. mit
antidepressiver Medikation hatten weniger Zahnschmerzen vor der Behandlung
als ohne * ABER: analgetische Effekte der Antidepressiva selber nicht auszuschließen
(z.B. lt. BROMM ET AL. (1986) Laborexper. Bei Imioramin wahrscheinlich)
* unklar auch ob Depression zu gesteigerter Schmerzwahrnehmung führt
oder Schmerz zu Depression (in klein. Praxis Depression und chronische
Schmerzen sehr ähnlich, v.a. bei psychiatrischen Pat.) * PSYCHIATRISCHE
Pat. berichten häufig über gelichzeit. Auftreten von Schmerz
und Depression (MERSKY U. SPEAR, 1967) * bei nicht-psychiatrischen Koinzidenz
weniger klar (z.B. nur für 10% der Schmerzpat. Auch Depression bei
PILOWSKY U. SPENCE, 1976) * depress. Pat. berichten dagegen häufiger
Schmerzen * BIRBAUMER (1984): Depression führt häufiger zu Schmerz,
Schmerz nicht notwendigerweise zu Depression LARBIG (1982); KOBASA ET AL.
(1979): * "hardiness" spielt pos. Rolle bei Modulation von Schmerz
und stressinduzierten Erkrankungen KOBASA (1982; 1984) * stark gestresste
Armeeoffiziere, Rechtanwälte, Frauen mit Zervixkarzinom (Gebärmutterhals)
* Personen mit hohen "hardiness"-werten wiesen wesentlich geringere
Gesundheitsprobleme bzw. bei bestehenden Krankheiten geringere Schmerzen
und bessere Lebensaussichten obwohl kein wesentlicher Unterschied zu anderer
Gruppe (niedrige hardiness) in Stressbelastung * ( pos. Selbstzüberzeugung,
pos. Kontrollüberzeugung, pos. Engagement in Beruf und Familie, pos.
Herrausforderungsbereitschaft scheinen gg. Schmerz und Krankheit zu immunisieren
(BIRBAUMER 1984, 1986) [hardiness-konzept konfus; Sammlung verschiedenster
Kompetenzen] Aktivierung, Aufmerksamkeit, Ablenkung und Schmerz Grad autonomer
Aktivierung und damit zusammenhängendes Ausmaß an Aufmerksamkeit,
mit der dorhendes oder aktuell bestehendes Schmerzereignis antizipiert/wahrgenommen
wird, können Mechanismen zur Schmerzabwehr darstellen. Studie zu Aufmerksamkeit
und Schmerz mit ereigniskorrelierten Potentialen und langsamer Gleichspannungsverschiebung:
BUFFINGTON U. JACOBSON (1987); MILTNER ET AL. 1989 in Vorb.): * N150-P260-Komponente
im nozizeptiv evozierten Potential als quasi-objektives algesimetrisches
Maß für subjektive Intensitätswn. eines Schmerzreizes (zentralnervöser
Parameter für schmerzmodulierende Wirkung von Aufmerksamkeitsvorgängen)
* Veringerung des peak-to-peak-Ausmaßes wenn Vp. Ihre Aufmerksamkeit
vom exper. elektr. Schmerzreiz ablenkten * ( Schmerzwn. Mit Aufmerksamkeit
verbunden ROCKSTROH ET AL. (1982) * langsame kortikale Potentiale (Gleichspannungsverschiebungen)
des EEG (LKP??) als neurophysiologische Korrelate von Schmerz * ( ablenkende
Strategien gehen einher mit Reduzierung der Negativierung der LKP und verminderter
Schmerzwn. Auch in anderen experimentellen Arbeiten (Schmerzinduktion u.a.
mit Eiswassertest) ebenfalls positive schmerzreduzierende Wirkung ablenkender
Strategien gezeigt * AHLES ET AL.(1983) * FARTHING ET AL. (1984) * MCCAUL
U. HAUGTVEDT (1982) oder Studien an chronischen Schmerzpatienten * z.B.
Rybstein-Blynchik (1979) Felduntersuchungen an Feuerläufern, Hakenschwungzelebranten
und Fakiren verdeutlichen wichtige Funktion autonomer Aktivierungszustände
bei Schmerzwn. * alle untersuchten Gruppen benutzen Trancerituale (( Schmerzkontrolle)
* ( deutliche Desaktivierung zentralnervöser und autonomer Funktionen
feststellbar Typisches Korrelat dieser Desaktivierung: * Zunahme langsamer
Freq.anteile im Spontan-EEG vor und während der Schmerzkonfrontation
* dies bestätigt Dissoziationshypothese von HILGARD (HILGARD U. HILGARD,
1975) * Schmerzkontrolle in der Regel mit zentralnervöser Desaktivierung
* deutliche Zunahme Theta-aktivität über sensomotorischen und
somatosensorischen Kortexarealen * bei gleichzeitiger peripherer Aktivierung
(z.B. Blutdrucksteigerung) * Unterschied zw. kortikaler Desaktivierung
und subkortikal-peripherer Aktivierung deutet auf selektiven "Mikroschlaf"-ähnlichen
Zustand hin über den kortikale Schmerzverarb. Abgeschwächt oder
blockiert wird * (bei dissoziativen Trancezuständen auch aufmerksamkeitsablenkende
Mechanismen beteiligt) TI: Trance States: A Theoretical Model and Cross-Cultural
Analysis AU: Winkelman,-Michael JN: Ethos; 1986, 14, 2, summer, 174-203.
AB: A psychophysiological model of trance states is presented & related
to the basic structure & physiology of the brain. It is argued that
many trance induction techniques lead to a state of parasympathetic dominance
in which the frontal cortex is dominated by slow wave patterns originating
in the limbic system & related projections into the frontal parts of
the brain. Analyses of cross-cultural data on trance state induction procedures
& characteristics are presented. The model of a single type of trance
state associated with magico-religious practitioners is shown to be significantly
better than a model representing trance states as discrete types, supporting
the theoretical position that there is a common set of psychophysiological
changes underlying a variety of trance induction techniques. The differences
that do exist among practitioners with respect to trances illustrate a
polarity between the deliberately induced trance states & those apparently
resulting from psychophysiological predispositions toward entering trance
states. Analyses of trance-type labeling (eg, soul journey/flight, possession),
social conditions, & psychophysiological variables indicate that possession
trances are significantly associated with symptoms of temporal lobe discharge
& with the presence of political integration beyond the local community.
Verhaltensmedizinsche Behandlungsansätze chronische Schmerzkrankheiten
( Verselbstständigung des Schmerzes vom körperlichen Substrat.
Dabei nicht nur chron. Schmerzverlauf sondern auch andere psychopathologische
Veränderungen: * Depression * Ängste * Suizidneigung * sexuelle
Probleme * Medikamentenabusus * etc. Die wiederum Schmerzproblematik aufrechterhalten
und verschlimmern können Indikationen für eine verhaltensmedizinische
Behandlung von Schmerz isoliert oder in Kombination mit medikamentösen
Verfahren indiziert wenn/bei 1. erwiesenermaßen effektiver als rein
medizinische Maßnahmen 2. psychosomatischen Erkrank. mit Schmerz
als Zusatzproblem, psychogenen Schmerzen (Angst, Depression), Schmerzen
mit starker sozialer Komponente 3. Schmerzen ohne nachweisbaren Organbefund,
bei denen psychodiagnostisch psychologische Ursachen naheliegen (Vh.analyse,
Testdiagnostik) 4. Schmerzen mit Organbefund, bei denen rein med. Maßnahmen
keine anhaltende Besserung brachten 5. Schmerzen mit Organbefund, deren
somatisch-mediz. Behandlung organische und/oder psychische Nebenwirkungen
mit sich bringt 6. Schmerzen mit Organbefund, wenn depressive Verstimmund
und/oder Angsstörungen vorliegen 7. Schmerzen mit Organbefund, deren
Diagnose- und Behandlungsverfahren psycholog. Probleme erwarten lassen
8. Schmerzen mit Organbefund, bei denen die Anwendung indizierter med.
Therapie durch soziale Bedingungen be/verhindert wird 9. psychologische
und/oder soziale Bedingungen, die Schmerzen mit/ohne Organbefund erwarten
lassen (Prävention) Operante Methoden Operante Methoden setzen an
bei: Veränderung von Problemstellung, die sich durch (unangemessene)
Anpassung seines Lebens an den Schmerz durch den Schmerzpatient ergeben.
Weniger Modifikation des Schmerzerlebens, sondern Modifikation von Vh.,
das in Zus.hang mit Schmerz gelernt wurde und unangemessen Behinderung
darstellt, z.B. * exzessive Schonung (Gehhilfen, zuviel Bettruhe etc.)
* Konzentration auf Schmerz mit Klagen (dadzrch soz. Aufmerksamkeit und
Vermeidung von Anforderungssituationen) * starke Isolierung (z.B. durch
ersten beiden Punkte) * exzess. Schmerzmittelkonsum mit Verdacht auf Analgetika-
oder Psychopharmakaabusus Dabei enthalten (wenn auch Therapieziele je nach
Patient varriieren) op.Meth. 5 zentrale Anliegen (FORDYCE, 1976): 1. Verbesserungs
des Aktivitätsniveaus (insgesamt und in beeinträchtigtem Bereich)
2. Reduktion von Schmerzvh. und Schmerzmittelkonsum 3. Reduktion der mediz.
Inanspruchnahme (Diagnostik, Therapie) 4. Aufbau "gesunden Vh.",
einschl. Verbesserung "social skills" und interpersoneller Komm.
5. Modifikation schmerzverstärkender Bed./Vh. in Umgebung des Pat.
z.B. * Reduktion von Mitleidsäußerungen bei Klagen * Förderung
von Lob durch soziale Bezugspersonen wenn Bewältigungsvh. Maßhanmen
in Kombination anwenden! Im einzelnen: Verbesserung des Aktivitätsniveaus:
* Zusammenhang zw. Aktivitätsanstieg und Abnahme Schmerzvh. belegt
[keine Quelle] (( Belastungsüb., Aktivitätsprogramm) * Maßnahmen,
die Dem Pat. ermöglichen, Belastungsübungen später in Alltag
zu integrieren, sonst Rückfallgefahr hoch * Bedingungen im soz. Umfeld
dahingehend ändern, daß schmerzunverträgliche (aktive)
Vh. verstärkt werden, schmerzbezogene eher unbeachtet bleiben * medizinische
Kontraindikationen bei schweren organ. Erkrankungen in Aktivitätsprogramm
beachten! Reduktion der schmerzkontigenten Medikation: * von Organdiagnose
abhängig, enge Kooperation zw. behandelndem Arzt und Psychologen!
* Gabe nach festem Plan, nicht auf Verlangen * wenn möglich Zeitintervalle
zwischen Gaben zunehmend ausdehnen * wenn Entwöhnung Ziel, Medikation
in stest gleich Flüssigkeit mischen mit schrittweise reduzierten aktiven
Ingrediezen ("pain-cocktail") Pat. aber über Reduktion informieren!
* bei terminalen oder unbehandelbaren Krebsschmerzen nicht anwendbar! *
Belege über Wirksamkeit: * BIRBAUMER U. HAAG (1982) * MILTNER ET AL.
(1989 in Druck) bei Migränedetoxifikation * ( Abnahme der Medikation
Voraussetzung für langsfristige Schmerzreduktion Reduktion der Inanspruchnahme
medizinischer Einrichtungen: OLBRISCH (1977): * kurzes Aufklärungsgespräch
mit Arzt oder Psychotherapeuten mit Info. über Zusammenhang Scherz-psychologische
Faktoren ( Symptomreduktion 36% der Pat. [unklar ob Symptome reduziert
oder Inanspruchnahme] Studien zu operanten Programmen existieren, aber
schwer vergleichbar (untersch. Störungen/Methoden) ROBERTS U. REINHARDT
(1980) kontrollierte Vergl.studie mit follow-up (1-8 Jahre): * 26 chron.
Schmerzpat., 20 controls, 12 unmotivierte Pat. (???) * alle häufige
Khaufenthalte und Ops. alle arbeitsunfähig * 77% erfüllten 1-8
Jahre nach Beendigung der Behandlung die Erfolgskriterien: * mind. 8h Aktivität
am Arbeitsplatz oder in Familie * keine finanzielle Entschädigung
für Krankheit * keine neue Hospitalisation * keine Med.einnahme bei
Schmerzanfällen Schluss: * operante Programme bringen langfristige
Effekte (Schmerz, Medikation, Inanspruchnahme, subj. Zufriedenheit), die
über Placebo (35% Erklärung der Effekte) deutlich hinausgehen
* unklar diferentielle Indikation (was hilft bei wem) ( empirische Zuweisung
könnte Effektivität steigern Entspannung und Meditation am häufigsten
* progressive Muskelentspannung (Jacobson) * autogenes Training (Schultz)
* Meditationsverfahren * (Effektivitätsunterschiede methodisch korrekt
(control) nicht ausreichend untersucht) * für alle Verfahren kontinuierliches
Üben wichtig, damit Effekte über Placebo hinausgehen Kontrollierte
Studien für versch. Schmerzzustände liegen vor. [keine Quelle]
Zusammenfassung der wichtigsten Befunde: * v.a. indiziert bei Angst-Spannungs-Schmerz-Zyklus
(mehrere wochen üben!) * belegte Wirkung bei (TURNER U. CHAPMAN, 1981;
ANDRASIK, 1986) * Phantomschmerz * Geburtsschmerz * Bruxismus (Zähneknirschen)
* Spannungskopfschmerz * Migräne Bei Kreuzschmerzen scheint EMG-Biofeedback
effektiver (BELAR U. KIBRICK, 1986) Hypnose und Immagination Wenig interpretierbare
Unterschungen über langfristige Effekte von Hypn. Bei chron. Schmerzen
(bei akuten Schmerzen einschl. OP-schmerz gut belegt: FROMM U. SHOR, 1979;
REVENSTORF, 1988) Bei ausgewählten Pat. (Suggestibilität) Hypnoseeffekte
über 35%-Placebo-Besserungsrate (BARBER, 1986). * Psychologische und
physioloische Mechanismen bei Hypnose nicht ausreichend geklärt *
Experimente von BARBER (1986) ergeben aber: * daß Hypnose keinen
speziellen Trancezustand darstellt, der von anderen Wachzuständen
zu unterscheiden wäre [vgl. vorher: Trance als psychophysiologisch
veränderter Zustand mit Möglichkeit zu Analgesie] TI: Current
theories of hypnosis: A critical overview. AU: Fellows,-Brian-J. JN: British-Journal-of-Experimental-and-Clinical-Hypnosis;
1990 Jun Vol 7(2) 81-92 AB: Reviews hypnosis theory (HT) and presents observations
on HT's future. The special state-nonstate issue dominates theoretical
debate, and there has been no satisfactory reply to T. X. Barber's (1969)
attack on the hypnotic trance concept. ...gekürzt... Links between
hypnosis, sleep, and relaxation need more research. (PsycLIT Database Copyright
1991 American Psychological Assn, all rights reserved) Ingesamt strittig
in der Fachliteratur * die meisten Effekte der Hypnose können auch
ohne spezielle Induktions- und Entspannungsprozeduren erzielt werden, Voraussetzung:
* hohe positive Bereitschaft (Erwartung), die Instruktionen des Therap.
Zu akzeptieren * positive Überzeugung des Therap., bei Pat. Effekte
zu erzielen (REVENSTORF, 1988) Therapieerfolg von Hypnose in kontrollierten
Studien nachgewiesen bei: * chronischen Schmerzen unklarer Genese (ELTON
ET AL., 1979) * 5 Gruppen zu 10 Pat. mit chron. Schmerzen * in Intensitätsreduktion
und Medikationsreduktion Hypnose und Biofeedback als wirksam * bei variabler
Schmerzdauer Hypnose allen anderen Verfahren überlegen * Therapieeffekte
hielten bei Mehrzahl der Pat. über follow-up von 3 Jahren an * Spannungskopfschmerz
* wenige interpretierbare Studien hierzu * weisen auf gleiche Effektivität
von Hypnose, EMG-Biofeedback und Entspannung hin * 2 Studien fanden überlegenen
Effekt von Hypnose gg. Analgetikamedikation (DEPIANO U. SALZBERG, 1979)
Kognitive Selbstkontrolle * durch interne, meist verbale, informationsverarbeitende
Prozesse Vh. und psysiologische Reaktionen beeinflussen * anscheinend weitgehend
unabhängig von externer Verstärkung * wenn Verh. Durch interne
Kontingenzen (Verstärkung) geregelt wird, therap. Effekt länger
andauernd, nachdem Therap./Therapiemethode nicht mehr vorhanden sind Vorgang
der Selbstregulation durchläuft i.d.R. 4 Stadien: 1. Problemidentifizierung
* durch Selbstbeobachtung, wo der "normale" Vh.ablauf gestört
ist * ( Entscheidung zur Vh.änderung 2. Selbstregulationsphase * (eigene)
Beobachtung und Vergleich von Zielvh. mit selbst gesetzten Standards 3.
Entscheidung, Selbstbewertung (ob Ziel erreicht) 4. Selbstbelohnung oder
-bestrafung dabei * fällt bew. Kontrolle in Endphase der Selbstregulation
immer mehr weg * Automatisierung des negativen Rückmeldezyklus (KIRSCHENBAUM
U. TOMARKEN, 1982) Znetrales Anliegen: * Erhöhung von erlebter Selbsteffektivität
* ( unvereinbar mit aversiven Zuständen, Unsicherheit und Hilflosigkeit
zentrale Bewältigungsstrategien Aufmerksamkeitsfokussierung, Ablenkung,
Vorstellung: * externale Aufmerksamkeitslenkung (Umgebungsreize) * internale
Aufmerksamkeitslenkung (Kopfrechnen, Nachdenken) * Somatisierung (Lenkung
der Aufmerks. auf stimulierte Körperzonen; Distanzierung von Schmerz,
Vorstellung, Körperseite wäre unempfindlich; genaues Beschreiben
der schmerzhaften Körperreaktionen) * imaginative Unaufmerksamkeit
(angenehme Phantasien) * imaginative Transformation des Schmerzes (Neuinterpretation;
abschwächende Autosuggestion) * imaginative Transformation des Kontextes
der Schmerzerfahrung (Geschichte, Bedeutung des Schmerz) vgl. LARBIG (1982)
Selbstverbalisation bei allen Verfahren wichtig * ablenkende Instruktionen
* verbale Betonung der pos. Effekte der Bewältigung * positive Vorstellungen
etc. BULLINGER U. TURK (1982) Schmerzimpfungstraining für akuten Schmerz,
Elemente: * Aufbau neuer Vh.pläne in Vorbereitung auf Schmerz ("keine
Panik", "schrittweise Selbsthilfe möglich" etc.) *
gedankliche und tatsächliche Konfrontation mit Schmerz ("entspann
Dich", "bleib am Ball wenn auch schwierig" etc.) * Vh. in
kritischen Situationen (Pläne z.B. wenn nachts plötzlich Schmerz)
* Verstärkung für erfolgreiche Bewältigung ("in letzten
5 min hat Entspannung zu Linderung geführt - toll!", "weiter
so" :)) Generalisierung und Rückfallprofylaxe explizit in Selbstkontrollmethoden
eingebaut. BIRBAUMER U. HAAG (1982) * Kopfschmerzpatienten * kognitive
Methoden im Schnitt gleichgut wie Biofeedback und Sozialtraining * Pat.
sprechen unterschiedlich auf die versch. Therapien an * ( Auswahl geeigneter
Pat. über vh.analytisches Interview führt zu Verbesserung KÖHLER
(1982) * schwere Polyarthritiker (n=86) * kohnitives Schmerzbewältigungstraining
vs. Placebobedingung * in Reihe von Schmerzmaßen sign. Effektivität
des kogn. Selbstkontrollprogramms TURNER U. CHAPMAN (1981) * ambulante
Kreuzschmerzpat. (low back pain) * kognitives Programm * sign. Schmerzintensitäts-
und Depressionsverringerung im Vergl. zu Warteliste * stabil in follow-up
1.5-2 Jahre Biofeedback Wenn autonome oder zentralnervöse physiologische
Variable mit Schmerzerleben in ursächl. Beziehung steht, kann der
Pat. diese über Rückmeldung modifizieren. Dauerhafter Einfluss
nur wenn Lerneffekt über Laborsituation hinaus. (SCHWARTZ, 1987) *
Elektronische Rückmeldung (z.B. EMG-Biofb. Der Nackenmuskulatur) allein
nicht wirksam, immer in breites vh.therapeutisches Programm einbetten *
je mehr Sitzungen desto besser Effekt maximale Ergebnisse, wenn Biofb.übungen
in sozialen Alltagssit. durchgeführt und/oder unter Einbeziehung der
soz. Bezugspersonen (SCHWARTZ, 1987) * zur Stabilität der Biofb.schmerzprogramme
substantielle Reduktion der Schmerzmedikation notwendig (MILTNER ET AL.,
1986) Wirksamkeitsstudien siehe Tabelle. Sozialtraining (Erwerb sozialer
Kompetenz) Zählt neben Desensibilisierung und Reizüberflutung
zu den weit verbreiteten und in Wirksamkeit gut dokumentierten vh.mediz.
Maßnahmen. Umfassen in Rollenspiel (meist Gruppen) und soz.Realität
(promäre Bezugspersonen) * Modellernen soz. Vh. in schwierigen Situationen
* Üben nonverbaler Ausdruck von Gefühlen (z.B. Blickkontakt,
Mimik, Gestik) * verbale Kommunikation (Vermeidung indirekter, unklarer
Komm.) * Lernen positiver Gefühlsäußerungen und assertiv-aggressiver
Vh.weisen in bestimmten Situationen * Partnerschaftskommunikation ( operante
Methoden Kontrollierte Untersuchungen u.a. für * chronische Schmerzen
(LARBIG, 1982) * Migräne (BIRBAUMER U. HAAG, 1982; MILTNER ET AL.,
1989 im Druck) * Krebsschmerzen (GORDON ET AL., 1980) Schmerzkliniken In
den letzten Jahren (Stand 1989!) v.a. in USA Schmerzkliniken gegründet
( Schmerz als komplexem Vh.muster gerecht werden Schmerzen auf Dauer wohl
nur von interdisziplinärem Team behandelbar (Med., Psych., Soz.arb.)
Stichwörter: * med. Diagnostik, psychol. Vh.analyse, soz.päd.
Betreuung * multimodale Beh.pläne * Medik.senkung * Einbeziehung der
Familie * im Vergl. zu Arztpraxen eher stärker depressive, gefühlsgestörte,
hypochondrische, auf Schmerz fixierte Pat., bei denen Rückfallquote
höher * Effektivität solcher klinischen Institutionen schwer
evaluierbar weil fehlende controls * Erfolgsunters. über mehrere Jahre
zeigen * hohe Rückfallquoten bei prognost. Ungünstigen Pat. *
anhaltende Schmerzred. Bei prognost. Günstigen Pat. (WOOLEY ET AL.,
1978) * gute Resultate bei 60% Pat. (follow-up 1-5 Jahre) (GUCK ET AL.,
1985) * 37% (n=270) mit partieller oder völliger Schmerzreduktion
(HALLET U. PILOWSKY, 1982) * signif. Besserungsraten (Analgetikakonsum,
verbal-nonverbales Schmerzvh., Aktivität, Berufstätigkeit) auch
nach 1 Jahr (CINCIRIPINI U. FLOREEN, 1982) Zusammenfassung * psychol. Beh.methoden
wirksam bei Vielzahl von chron. und akuten Schmerzzuständen * Wirksamkeit
dabei definierbar als * statistisch abgesicherte Reduktion von Schmerzvh.
gg. * Placebobehandlung * Medikation (mediz. Verfahren) * Warteliste *
anderen psychol. Therapien * unklar bleibt differentielle Indikation *
unklar psycholog. Und psysiolog. Wirkmechanismen bei einigen der Beh.ansätze
* ( Beforschung (Grundlagen und klinisch-experimentell) dieser beiden Punkte
hardiness = positive Akzeptanz für soziale Herausforderung, starke
persönliche Bereitschaft zu Wettstreit mit anderen, hohe Kontrollüberzeugung
bei plötzlichem soz. Wandel, hoher Glaube an eigene Bewältigungsfähigkeiten
(KOBASA 1982, 1984)