Psychosomatische Krebsforschung (S.36-77; S120-134 = Kap.3.3.-4.3; aus Helmkamp und Paul, 1984)


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Psychosomatische Krebsforschung (S.36-77; S120-134) Helmkamp und Paul 1984

Umfasst die Kapitel: 3.3. Ergebnisse der psychosomatischen Krebsforschung 3.3.1. Verlust, Depression und Hoffnungslosigkeit als Vorläufer von Krebserkrankungen 3.3.1.1. Belastungen in der Kindheit und Störungen der Eltern-Kindbeziehung 3.3.1.2. Verlust- und lebensverändernde Ereignisse im Erwachsenenalter 3.3.1.3. Depression 3.3.2 Persönlichkeitscharakteristika und Abwehrmechanismen bei Tumorpatienten als bedingende Momente der Tumormanifestation 3.3.2.1. Verdrängung und Verleugnung 3.3.2.2. Fehlende Fähigkeit zur Äußerung von Gefühlen und andere Persönlichkeitsmerkmale 3.3.2.3. Zur Konstruktvalidität des Begriffs der "Krebsdisponierten Persönlichkeit" 4. Die Rolle psychischer Funktionen im Verlauf maligner Erkrankungen 4.1. Spontanremissionen 4.2. Empirische Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen psychologischen Faktoren und dem Verlauf von Tumorerkrankungen

3.3. Ergebnisse der psychosomatischen Krebsforschung

thematisch in etwa zwei zentrale Forschungshypothesen einteilbar: * LESHAN - Verlustereignisse, die Identität und Integrität der Person bedrohen begünstigen Tumorgenese, v.a. dann, wenn Anpassungsversuche fehlschlagen und sich daraus Hoffnungslosigkeit/Depression entwickeln * BAHNSON - Versuch der Identifikation eines für Krebskranke typischen Persönlichkeitsprofils (dabei Pers.merkmale weniger unter deskriptivem als psychodynamischen Aspekt als erworbenen (emotional-stress-coping) Stil. Nach BAHNSON dabei für Tumorpat. kennzeichnend: * exzessiver Gebrauch von verdrängenden und verleugnenden Abwehrformen auf emot. Belastung (( somatische Abfuhr des Konfliktpotentials) KISSEN (weniger psychodynamisch) spricht von: * verminderter emotionaler Audrucksfähigkeit

3.3.1. Verlust, Depression und Hoffnungslosigkeit als Vorläufer von Krebserkrankungen

Gefühle von Hilf- und Hoffnungslosigkeit in der Folge bedeutsamer Verlustereignisse als potentielle psychosomatische Ursachen in der Tumorentstehung (Verlust-Depressionshypothese) diskutieren v.a. * LESHAN ET AL. (1955-1969) * "Rochester-Gruppe" um ENGEL, SCHMALE U. GREENE

dabei kein allg. unmittelbarer Zus.hang zw. Ereignis und Tumorentstehung postuliert, sondern Prädisposition aus Biographie für Grundhaltung Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung etc., die die Verarbeitungsfähigkeit für spätere Verlusterlebnisse reduziert ( Begünstigung (ev. sogar Auslösung) der Tumorbildung (lebensgeschichtlicher Zusammenhang, v.a. bei LESHAN)

Ansatz und Untersuchungen von LESHAN: * viele Untersuchungen an Tumorpatienten, aber alle retrospektiv, oft methodisch unzulänglich, mangelhafte Datenqualität ( viele seiner Behauptungen müssen als hypothetisch und vorläufig gelten (gilt nach Helmkamp,Paul aber für alle Unters. in der psychosom. Krebsforschung! Also eher Pilotstudien mit auch heuristisch nur beschränktem Wert) * Untersuchung (LESHAN U. WORTHINGTON, 1955) * 152 Tumorpatienten mit 125 Controls (andere Erkrank. und Gesunde) verglichen * projektiver Persönlichkeitstest (Worthington Personality History Test) * Ergebnis: 72% der Krebskranken in rel. Kurzem Zeitraum vor Diagnosestellung pers. bedeutsame Verluste, controls nur 12% * ausgeprägte Unfähigkeit der Krebspat. Feindselige Gefühle zu äußern * ungelöste Konflikte w/ (teils lang zurücklieg.) Tod der Eltern häufiger (z.B. Schuldgefühle) * Untersuchung (LESHAN U. WORTHINGTON, 1956) * weitgehend gleiche Ergebnisse * 77% Krebspat. Gg. 14% controls 6-8 Monate vor Ausbruch traumatische Erfahrung nach Verlust einer wichtigen Objektbeziehung * in anschließendem Blindversuch konnten anhand dieser Variablen 24 von 28 Personen (15 Tumorpat., 13 controls) korrekt klassifiziert werden * LESHAN (1966) Übersichtsarbeit gestützt auf Untersuchungen und (psa.) Einzeltherapien * emotionales und lebensgeschichtliches Muster bei 72% der Tumorpat. und nur 10% der controls: * Fähigkeit der späteren Tumorpat. enge und bedeutvolle Bez. einzugehen wird bereits in früher Kindheit gestört (Verlust Elternteil etc.) * Schuldgefühel und Selbstvorwürfe (als Folge) * nur oberflächliche Anpassung, "Orientierung, daß soziale Bez. gefahrvoll sind" * nur oberflächliche Beziehungen, dabei Versagergefühle, keine Freude am Leben ( "Verzweiflung des Selbstseins" (KIERKEGAARD) * all dies wird versucht in einer späteren Beziehung zu kompensieren (Lebenspartner) * fällt diese dann weg, keine Möglichkeit der Kompensation mehr * ( Hoffnungslosigkeit, Isolation, Lebensmüdigkeit, Depression * 6 Monate -8 Jahre nach Verlust erste klinische Symptome von Krebs * Kritik: * rein retrospektiver Ansatz, Aussagekraft deswegen erheblich eingeschränkt * weil fast nur Pat. in weit fortgeschrittenen Krankheitsstad. untersucht, Möglichkeit groß, daß als antezendente Bedingungen interpretierte Funde krankheitsreaktiv sind vs. Gesunde oder nicht totkranke controls (Kausalitätsbedürfnis der Pat. begünstigt außerdem solche Aussagen/Interpretation ) * mangelnde Objektivität der Daten * nicht standardisierte klinische Interviews * projektive Persönlichkeitstests * Informationsgewinnung während Psychotherapie (( Rosenthaleffekte!) ("typische Lebensgeschichte" kam auch mehr in Therapie als in den Interviews oder Tests heraus...!)

Untersuchung zur Stützung des postulierten Zusammenhanges "früher Verlust ( Schwerwiegen späterer Verlste" * Annahme: Hinzukommen eines Geschwisters bringt Entzug emotionaler Zuwendung mit sich (je kürzer Abstand, desto deutlicher) ( tendenzieller Objektverlust * Annhame: statistischer Zusammenhang zw. Kürze "jüngstes Kind" und späterer Tumorerkrankung * Stichprobe 78 Karzinompat. Mit solchen Familienkonstellationen (aus Stichprobe JACOBSEN), 234 karzinomfreie Geschwister (controls) * Ergebnis: bei Tumorpat. signifikant häufiger Geburt des nächstjüngeren Geschwisters schon 10-23 Monaten nach eigener Geburt (27% vs. 9%) * bei Auswertung anderer Daten (REZNIKOFF, 1955; 25 Mammatumorpat., 25 benigne, 25 controls) selbes Ergebnis: Abstand zu nächstjüngerem Geschwister signf. kleiner als bei Gesunden

Sekundäranalyse von soziografischen Daten hierzu: * Krebserkrankungs-, Mortalitätsstatistiken bei * Verheirateten/Ledigen * vs. Geschiedenen * vs. Verwitweten (unter Annahme, daß hier zunehmend Objektverlust) * Statistik von HERRINGS (1936) an Frauen: * Annahme LESHANs bestätigt: rel. Anteil verwitweter Frauen in Krebssterblichkeitsrate signif. höher als andere Gruppen. Zweithöchste Krebsmortalität Geschiedene, dann Verh., dann Ledige (angeblich altergleiche Gruppen)

Kritik: * tatsächliche Häufigkeit subjektiv bedeutsamer Verluste nicht bekannt * deren Operationalisierung durch "Familienstand" oder "Zeit als jüngstes Kind" gewagt * keine Kontrolle von (nicht-psychol.) Sekundärvariablen (Umwelt etc.) * Datenmaterial aus länger zurückliegenden Fremderhebungen * typisch für Retrospektive Studien: Prädikator- und Kriteiumsvar. Vertauscht * Untersuchungsplan also intern kaum valide!

Untersuchungen von GREENE ET AL. (Rochester-Gruppe, 1954-1969) * v.a. Interviews an kleineren Stichproben, bis auf eine Untersuchung alle ohne controls * findet bei überwiegender Mehrheit der Pat. bis 2 Jahre vor Krankheitsbeginn Verlust- oder Trennungstrauma mit depressiven Reaktionen, apathischer Haltung etc. * misst Zuständen von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung größeren Ursachenwert zu als best. Persönlichkeitsmustern oder lebensgeschichtl. Ereignissen (die er nicht fand)

Untersuchung von SCHMALE U. IKER ("Rochester"-Gruppe, 1966) zu "Hoffnungslosigkeit": * sukzessive an 51 Frauen mit tumorverdächtigen Zellen im Cervixabstrich * psychiatr. Interview, MMPI, Witkin Rod and Frame Test, Rosenzweig Picture Frustration Test * Frage dabei: * in Zeitraum (1/2 Jahr vor pos. Abstrichbefund) Verlustereignisse? * Bewältigung dieser nicht gelungen und dies auf eigene Unzulänglichkeit atribuiert? * Kontrollverlust, Hoffnungslosigkeit ? * Versuch anhand "Reaktion der Hoffnungslosigkeit auf lebensverändernde Ereignisse in den vergangenen 6 Monaten" vor Vorliegen der histologischen Befunde diese vorherzusagen: * 36 von 51 Pat. richtig klassifiziert (11 von 19 malignen und 25 von 32 nicht malingnen; signif. auf 2%-niveau) * in den Tests erhobene Var. (z.B. MMPI-Depreesions-skala) nicht diskrimierend * ebenfalls nicht Häufigkeit lebensverändernder Ereignisse

Kritik: * hohe Trefferqoute könnte durch orientierung an nicht-psychologischen Var. (z.B. Alter) zustande gekommen sein (Malignitätsgrad korreliert pos. mit Alter, Verteilung in der Stichprobe um die Altersgipfel (Malignität) aber unklar)

* ( SCHMALE U. IKER interpretieren aber "Hoffnungslosigkeit" nicht als notwendige oder hinreichende Bedingung, sondern als permissiven Faktor bei vorhandener Disposition (Präkanzerosen)

Weitere Arbeiten beschäftigen sich mit den drei im Rahmen dieser Hypothese hauptsächlich diskutierten Faktoren: * Störungen in der frühkindlcihen Entwicklung und frühen Objektbeziehung * spätere Verluste und belastende, lebensverändernde Ereignisse im Erwachs.alter * Depression, Gefühle von Hoffnungslosigkeit

3.3.1.1. Belastungen in der Kindheit und Störungen der Eltern-Kindbeziehung

MUSLIN ET AL. (1966) * findet frühkindliche Verluste (Trennung wichtiger Bez.personen) bei Tumorpat. und controls gleich häufig

CRAMER ET AL. (1977) * erfasst mit psychosozialem Fragebogen (BAHNSON U. BAHNSON) an 40 Tumorpat. und controls * kein Unterschied in Bez. auf frühkindliche Verlsuterlebnisse * kein Unterschied in verschiedenen Aspekten der Eltern-Kind-Beziehung * kindliche Vh.störungen (v.a. Ängste) bei controls signif. höher

EICHER ET AL. (1977) * an 100 Mammakarzinompat. und 100 controls (andere gyn. Erkrank.) keine Unterschied in * "Erziehungsstil des Elternhauses" * "Ehe der Eltern" * "Verlust eines Elternteils durch Scheidung" * Verlust eines Elternzeils (Tod) vor dem 20. Lj. Allerdings bei Tumorpat. häufiger [signif.??]

Ebenfalls retrospektive Untersuchungen, die dagegen empirisch auf eine besondere Belastung in der Kindheit von Krebspat. hindeuten: * BAHNSON U. BAHNSON (1969) * Tumor-, Herzinfarkt-, Hämophiliepat. und Gesunde * Tumorpat. erlebten ihre Eltern weniger liebevoll und beschützend, gefühlsärmer * PICARD U. HORNE (1974) * 20 von 28 Tumorpat. aus insges. 62 Pat. blind identifiziert anhand häufiger unvorhersehbarer Ereignisse in Kindheit wie Tod, Trennung, finanzielle Belastung der Fam., häufige Wohnortswechsel * JACOBS U. CHARLES (1980) * 25 Leukämie-, Lymphom-, Tumorpat. (Kinder) mit 25 controls ("belangslose" Erkr) * innnerhalb 1 Jahr vor Ausbruch signif. mehr lebensveränd. Ereignisse (Schulwechsel, Wohnortwechsel, Scheidung, Sterbefälle etc.) (Kritik: familiäre Häufung nicht berücksichtigt ( Disposition?) * MEIER-FAUST U. RICHTER (1977) * analyt. Interviews an 50 gyn. Karzinompat. * Mangel an echten Obj.beziehungen, Scheidung, Unerwünschtheitsgefühle gefunden * keine Aussagen über controls * prospektiv angelegte Studie THOMAS ET AL. (1973 - 1979) * 1046 Studenten (Jahrgangskohorten 1948-1964) * verschiedene Tests * "Habits of Nervous Tension Quest." (Subskalen Angst, Depr., Wut, etc.) * "Family Attitude Questionnaire" ("Mütterliche Dominanz", Nähe zu Eltern, etc.) * projektive Verfahren * Ziel: mögliche Prädiktorvar. für Störungsbilder (Bluthochdruck, Herzinfarkt, Tumorerkr., Suizid, psychiatr. Stölrungen) auffinden * Tumorerkr. in den Follow-ups und Zusammenhänge zu erhobenen Var. * 1973: 9 * niedrigste mittelwerte in Skalen Depression, Wut, Angst, Eltern-Kind-Bez. ( deutl. Unterschiedl. zu anderen Erkrank. und Gesunden * 1974: 20 * nur noch "Nähe zu den Eltern" uterschiedlich * 1976: 34 * ebenso, aber nicht mehr unterschiedlich zu Suizidenten und psychiatr. Kranken * 1979: 48 * ebenso (mit Anwachsen verschoben sich auch prädiktions-Ergebnisse) * THOMAS sieht Ergebnisse in Einklang mit LESHAN und BAHNSON ABER: ebenso geringe emot. Nähe zu Eltern bei psychiatrisch Kranken. (BAHNSON nimmt eigentlich "Komplementariäts-modell" an, d.h. z.B. Tumor- und psychiatrische Erkrank. schließen sich auch bez. Kausalbedingungen aus) * Kritik: * Stichprobe hochgradig selektiv * nur 2 projektive und 2 selbstentworfene Inventare, deren testtheoret. Güte nicht bekannt und von denen eines (nur 25 Items) gleich 3 wichtige Var. messen soll (Angst, Depr. Wut) * familiäre Häufung bei den Tumorfällen nicht berücksichtigt * in Stichprobe keine Assoziation zw. Rauchen, Alkohol etc. (Risikovar.) und Krebs ( Stichprobe ev. nicht repräsentativ * Denkfehler in Datenauswertung: Erkrankung als unabh. Var. und psycholog. Parameter als abh. (weil Gruppenzuordnung durch Krankheiten als UV) statt umgekehrt * immerhin dadurch das Studie prospektiv somatopsychische Einflüsse auf Krankheiten ausgeschlossen * inwieweit aber postulierte Faktoren zu Erkrankungsrisiko beitragen ungeklärt

3.3.1.2. Verlust- und lebensverändernde Ereignisse im Erwachsenenalter

* Ausschließlich retrospektive Studien * Ergebnisse widersprüchlich * heterogene Operationalisierung, uneinheitl. Wahl des Bezugszeitraumes (2 J. - ganzes Leben)

GRISSOM ET AL. (1975) * Lungenkrebspat. mit "Recent Life Change Quest." (RLCQ, RAHE, 1975) über die verg. 2 Jahre untersucht * keine Abweichung von controls (Emphysem-Pat. und Gesunde)

SCHONFIELD (1975) * an Frauen mit Brustkrebsverdacht vor der Biopsie "Schedule of Recent Experiences" (SRE, RAHE ET AL.1964) ( Verlusterlebn. In malinger und benigner Gruppe gleich häufig (Gesamt-life-change-scores in benigner Gruppe sogar höher)

BLOHMKE ET AL. (1976) dagegen * mit SRE bei Tumorgruppen signif. häufigere lebensveränd. Ereignisse als bei controls * von LEHRER (1980) alledrings nicht bestätigt

Interviews und Ratings bei Tumorverdacht vor endgült. Diagnose, damit Wissen um Krankheit keine Störvar. (Daten können aber dennoch von erwartbaren Biopsieergebnissen beeinflusst sein) MUSLIN ET AL. (1966) * bei Pat mit benignen und malignen Mammageschwüren kein Unterscheid bez. Verlust-, Trennungserlebnissen (weder frühe Kindheit noch Zeitraum vor Erkrankung)

ebensowenig bei GREER U. MORRIS (1975) * außer Verlust- auch andere belastende Erlebnisse berücksichtigt und mit Angehörigenangaben validiert

HORNE U. PICARD (1979) * Männer mit Verdacht auf Lungenkarz. * in Tumorgruppe signif. häufiger bedeutsame Verlusterlebnisse (Tod des Partners, Arbeitsplatz etc.) im Zeitraum 5 J. vorher * "Belastung in der Kindheit" oder "Ehebeziehung" nicht unterschiedlich

Ergebnisse: Diskutierte Ereignisse haben wohl krankheitsfördernden aber eher unspezifischen Effekt, der erst im Zusammenwirken mit anderen Faktoren zum Tragen kommt (Prädisposition, Risikoexposition etc.) * z.B. haben lebensveränd. Ereignisse in retrospektiven und prospektiven Untersuchungen Herzinfarktrisiko-steigernde Effkte gezeigt (LUNDBERG ET AL., 1975; THEORELL, 1975) * prospektive Life-event-unters. zeigen erhöhte Mortalitätsrate nach Verlust (Partner, Angehör.) durch Tod, die nicht mit potentiell veränd. Gesundheitsvh. oder Risikoexposition erklärt werden kann (z.B. REES U. LUTKINS (1967) prospekt. 6jahres-follow-up bei Angehörigen von Versorbenen und controls ( im 1. Jahr nach Verlsut Mortaliätsrate signif. höher bei Partner- und Angehörigenverlust) NIE aber erhöte Krebstodesfälle

Dabei haben individuelle psychische Verarb.möglichkeiten noch vorgeordnete Bedeutung, nämlich ob das Ereignis überhaupt als Belastung erlebt wird, z.B. * THEORELL (1975) diese individuellen Parameter (copingmuster etc.) viel höher mit physiologischen (herzinfakrtrisiko steigenrdnen) Veränderungen korreliert als Life-events

( isolierter Ansatz der Life-event-forschung zu global und wenig erfolgversprechend

3.3.1.3. Depression

Da Depression bekanntermaßen eine der am häufigsten auftreteneden Folgeerscheinungen von Tumorerkr.diagnosen darstellt, ist die Validität von Unters., die Depr. als potentiell krankheitsbegündtigenden Faktor behandel, stark vom gewählten Untersuchungszeitpunkt (bzw. -design) abhängig.

Großteil der psychosomatischen Krebsforschung beschäftigt sich nicht/kaum mit diesem Methodenproblem.

* die meisten retrospektiven Untersuchungen stellen ausgeprägte (angeblich auch prämorbide) Depression fest. (z.B. Fras et al., 1967; Eicher et al. 1977) * widerprechend Ergebnisse wenn Pat. vor Diagnosestellung untersucht werden (!) * z.B. GREENER U. MORRIS (1975) oder SCHONFIELD (1975) an Frauen vor Mammabiopsie keine Unterschiede ("Hamilton Rating Scale for Depression" oder "Morale-Loss"-skala aus MMPI)

Durch prospektives Datenmaterial Vermutung gestützt, daß krankheitsreaktive Depression in ätiologischer Bedeutung missinterpretiert. * WATSON U. SCHULD (1977) an neuropsychiatrischen Pat. (maligne, benigne, tumorfreie) keine unterschiedlichen Depressionscores (MMPI, 2-7 Jahre vor Diagnosestellung durchgeführt)

Versuche relative Bedeutung von Depr. als Risikofaktor zu klären KERR ET AL. (1969) * follow-up an 135 zufäll. Gewählte psychiatrische Pat. * 4 jahre nach psychiatr. Diagnosestellung Karzinommortalität signif. über Erwartungswert (demographisch statistisch) * da aber durchschn. Überlebenszeit zw. psychiatr. Diagnose und Tod nur 2 1/2 Jahre ( Depr. als frühen somatopsychischen Ausdruck der Krankheit betrachtet, nicht als ätiolog Faktor (?????)

EVANS ET AL. (1974) * Studie wie KERR ET AL. (1969) mit 823 psychiatr. Pat.(597 davon neurot. Depressive) * 4-jahre.follow-up zeigte signif. erhöhte Mortalitätsrate (gg. demografiscch statist. Erwatungswert) * Krebsinzidenz und Krebstodesfälle wichen aber nicht vom Erwatungswert ab

NIEMI U. JÄÄSKELÄINEN (1978) * keine signif. erhöhte Krebserkrankungsrate bei depressiven psychiatrischen Pat. (prosektive Studie)

WHITLOCK ZU. SISKIND (1979) * Replikation von Studie KERR ET AL. (1969) - 129 depress. Psychiatr. Pat. * 2-4-jahre-follow-up zeigt * Krebstodesrate signif. über Erwartungswert * ABER: * 2 Jahre nach 1.unters. bereits 1/2 der Pat. an als endokrin aktiv bekanntem (!) Pankreaskarzinom verstorben * Nachuntersuchungszeitraum kurz * ( von Autoren Depr. nicht als Ursache, sondern als paraneoplastisches Symptom interpretiert (wie bei KERR ET AL.) * vgl. auch THOMAS ET AL. (1973-1979) zu Langzeit-nachuntersuchung

Eher dafürsprechende Untersuchung (angeblich bislang aussagekräftigste, weil peospektiv angelegt und ausgewertet) SHEKELL ET AL. (1981) Frage: Depression ( erhöhtes Tumormortalitätsrisiko ? * 2020 Männer ender der 50er Jahre allg.mediz. und psychiatr. (MMPI) Untersuchung * dichotomisierung der Pat. (nicht nach absolutem Wert in D-skala (MMPI), sondern) * wenn Pat. seinen maximalen Skalenwert auf D-skala hatte * bzw. nicht * Autoren behaupten Zugrundelegung der absoluten Höhe selbe Ergebnisse (FALSCH, siehe Kritik) * Kontrollvar. erfasst (Alter, Rauchen, Alkohol, berufl. Status, familiäre Häufung von Tumoren) * Stabilitätskontrolle des Zuordnugskrit. Nach 4 Jahren * ca. 90% der ursprüngl. Stichprobe * ca. 80% selbe Zuordnung * follow-up (Todesfall?, Krebs?) nach 5 , 11 , 17 Jahren (( somatopsychische Erscheinungen, d.h. Depr. als paraneoplastisches Symptom unwahrscheinlich) * Ergebnis: zu allen 3 follow-up-zeitpunkten für depr. Gruppe doppelt so hohes Tumormortalitätsrisiko

Kritik: * falls es sich um einfach gerichtete Beziehung (linear) handelt, müßten an Tumor gestrobene Pat. auch absolut hohen D-Wert haben * ABER: * Depressiv eingestufte Mittel in D-wert von 71 * nicht-Depress. 56 * Tumorverstorbene 61 (näher an nicht-depr. als depr.) [Verteilungen ??? Unklar] * BIELIAUSKAS U. GARRON (1982) kommen bei anderem Zuordnungskrit. für Dichotomisierung [welches???] zu nicht untersch. Ergebnis für Tumormortalitätsrisiko Depr./Nichtdepr. Gruppe

3.3.2 Persönlichkeitscharakteristika und Abwehrmechanismen bei Tumorpatienten als bedingende Momente der Tumormanifestation

Im Unterscheid zu LESHAN; GREENE und anderen (siehe oben) gehen BAHNSON ET AL.; KISSEN ET AL. nicht davon aus, daß frühkindliche Verluste unbed. zu Auslösung von Hoffnungslosigkeit/Depr. etc. bei Verlusten im Erwachsnenenalter und in der folge ev. zu Krebs führen. Sie fragen, warum Verlusterlebnisse von Tumorpat. traumatischer erlebt werden, als von Gesunden (die ja meistens ebenfalls solche Erfahrungen machen müssen) [Prämissen unbewiesen!!??] These: Nicht die Verlusterlebnisse an sich entscheiden über Tumorerkrankungen, sondern * bestimmte Persönlichkeitscharakteristika (KISSEN; psychometrisch; v.a. bezugnehmend auf EYSENCKs "Neurotizismus" und "Extraversion" MPI, EPI) * Abwehrmechanismen (Bewältigungsmuster) (BAHNSON; v.a. idiografisch, weil psa.)

Zusammengenommen: ( Forschungshypothese, daß Krebskranke sich auszeichnen durch * überdurchschnittliche Tendez zu Verdrängung und Verleugnung von Triebimpulsen, Konflikten und Ängsten (BAHNSON) * geringere Fähigkeit zur emot. Entlastung mittels Äußerung von Gefühlen (KISSEN)

3.3.2.1. Verdrängung und Verleugnung

BAHNSON U. BAHNSON (1964) * Rorschachprotokolle und projektive Zeichentests von 12 Tumorpat. * ( Hypothese: nicht Verluste sondern best. Abwehrmuster führen zu Tumor

Überprüfung (1966) * selbstausgewertete Rorschachprotokolle (n=30) führen die Autoren zu der Ansicht, daß das Bild von stabilen integrierten Persönlichkeiten, das diese ergeben, ein oberflächliches sei, als Folge massiver Verleugnungs- und Reaktionsbildungen * standardisierte Fragebogen [Güte unklar] (n=25) ergab bei den Pat. rigide, autoritäre und konformistische Persönlichkeiten, die alles verleugnen, was belastend oder in Widerspruch zu soz. Normen sei * in unstrukturierten Tiefenintervies (n=24) ergaben meist idealtypische Biografie (primitive unbefriedigende Bez. zu Eltern, kaum Überwindung der frühen Abhängigkeit, Loslösung als Verlust empfunden, Flucht in die Arbeit etc.). Das mühsam gehaltene psych. Gleichgewicht geht bei Verlust der Partner verloren, die kindliche Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit kommt wieder durch * weniger Projektion von negativen Gefühlen (Schuld, Depr., Feindseligkeit) auf neutrale Stimuli (in einer Art semantischen Differential gg. weissem Rauschen) ( Schluß: mehr Verdrängung als bei controls (weil Projektion und Verdrängung sich als Abwehrmechanismen ausschließen/komplementär verhalten) * in späteren Replikationsversuchen (1966, 1969) wahrscheinlich alte Stichprobengruppen mit neuen gemischt. Unterschiede wieder in Schuld, Depr., Feindseligkeit, außerdem Angst

BAHNSON ET AL. (1971) * an (n=353) Tumor-, Koronar-, sonstigen Pat. und Gesunden * Tumorpat. am niedrigsten in Ängstlichkeit, Somatisierung von Stress, Anzahl Stresserlebnisse, Belastung am Arbeitsplatz, Entfremdung, Typ-A-Vh. * am höchsten in Empfinden eigener körperlicher Stärke, Konformität mit soz. Normen, Religiosität, Kindheitstraumen, Autoritarismus (bei Depr. kein Unterschied) * ( Schluß der Autoren: Krebspat. verleugnen Angst und Stress (Kritik u.a.: Wenn von wenig Stress berichtet ( Verleugnung; wenn von vermehrten Kindheitstraumen berichtet ( wird als bare Münze genommen ( pseudowissenschaftliche, nicht falsifizierbare Argumentation)

Widersprechende Ergebnisse bei EICHER ET AL. (1977) * 100 Mammakarz.-Pat. (frühestens) 1 Jahr nach Brustamputation befragt, 100 controls * mehr geäußerte Gereiztheit, Aufregung, Aggression und Depression, höherer Neurotizismuswert im MPI

Unterstützung bei EVANS ET AL. (1964) * psychol. Var. vor mediz. Diagnose erhoben * Tumorpat. zeigen sich mehr als freundlich, sicher, selbstbehauptend und unterordnen (Ambivalenz!)

Untersuchung von RASSIDAKIS ET AL. (1972) [gekürzt! Bezieht sich auf komplexe psa. Theorie: Opposition von Schizophrenie und Krebs als Extrempunkte projezierender bzw. verdrängender Konfliktverabeitung. Deshalb sollte Schizophrenie (Psychose) und Krebs undvereinbar sein. Bei Schizophrenen tatsächlich weniger Krebsmortalität gefunden. Für andere Psychosen nicht. Theorie wissenschaftlich unklar. Opperationalisierung fragwürdig, Intepretationen gewagt]

3.3.2.2. Fehlende Fähigkeit zur Äußerung von Gefühlen und andere Persönlichkeitsmerkmale

bei KISSEN kontrolliertes methodisches Vorgehen * alle Aussagen zu Pat. mit Bronchialkarz. * immer controls (andere schwere Atemwegserkr., Gesunde) * zum (psychol.) Untersuchungszeitpunkt mediz. Diagnose nie bekannt ! (Krankheitsverdacht aber nicht mitkontrolliert) * verwendet MPI, EPI * inges. n>1000 (1962-1969)

These (wie BAHNSON) * Pat. sind unfähig, emot. Konflikte verbal auszudrücken oder auszuagieren * ( ständige emot. Spannungszustände wegen fortwährender Konflikte wirken sich schließlich somatisch aus * Verleugnungs-/Verdrängungstendez sollte sich in niedrigen Neurotizismuswerten in MPI und EPI niederschlagen (dabei ursprünglich von EYSENCK implizierte "pathologische Valenz" umgekehrt, weil Neurotizismus als Fähigkeit gesehen wird, Spannungen in versch. Form zu äußern, niedrige Werte hier also als verminderte emot. Reaktionsbereitschaft; * ( problematisch: emotionale Stabilität (EYSENCKs Skala) ( Stabilität sondern vorgetäuscht und rigide...; * problematische Zusatzannahme: beide Gruppen haben gleichviel Spannung zu "entladen"

Ergebnisse: * Tumorpat. in allen Unters. niedrigere Neurotizismuswerte * berichten weniger vegetative Angst- und Spannungszustände * weniger Vh.auffälligkeiten in Kindheit (Bettnässen, Stottern, Schulefehlen etc.) * geringere Werte auf Lügenskala (EPI) (pos. Korr. mit Neurotizismus-skala ( ungewöhnlich, weil normal niedrige N- mit hohen L-skala-werten korr.) * keine Unterscheide bwz. Life-events und Objektverluste in Kindheit * gleiche Richtung wie BAHNSONs Ergebnisse

andere Autoren bestätigen diese Funde teils, teils Widersprüche (Problem: sehr unterschiedliche Unters.zeitpunkte, -methoden, Stichproben) [außerdem haarsträubende Operationalisierungen und inkonsistente, nicht-empirische (psa.) Theorien/Thesen;. z.B. kommen Abse et al. bei konträrer theoretischer Konzepte und Operationalisierung zu gegenteiligen Ergebnissen, die sie aber im Sinne Kissens Theorie interpretieren]

prospektive Studien zu diesem Thema: * GREENBERG U. DATTORE * prädisponiert audgeprägte orale Abhängigkeit für Krebs oder andere Erkr. ? * MMPI (kein Krebs diagn.) mit im-schnitt-4-Jahre-später-follow-up, gesunde controls * Ergebnis: * größere orale Abhängigkeit erhöht allg. Krankh.risiko, aber nicht speziell Krebstodrisiko * Kritik: * ev. somatopsychische Konfundierung bei kurzen follow-up-zeiträumen (vgl. oben) * Zusammenhang zw. Prädiktor- und Kriteriumsvar. Umgedrhet (vgl. oben) * Rauchen als Risikofaktor nicht kontrolliert

HAGNELL (Schweden, 1966) * 10jahre-follow-up (1947-1957), n=1869 * bilden nach psychiatr. Interview mit (unabhäng. postulierten) Dimensionen "Kapazität", "Stabilität", "Solidität", "Validität" der Persönlichkeit (5fache Faktorstufung) * Kohortenbildung (Geschlecht x Altersgruppe x Faktorabstufung) * Erwartungswerte für Krebsmort. Für alle Kohorten errechnet (vermutlich aus unbedingter Gesamtstichprobe) * Ergebnisse: in Faktor "substabil" bei Frauen signif. Unterschied zw. Erwart.wert und inzidenter Krebsmorbidität (substabiler Prsönlichekeits-Typ: warm, herzlich, konkret, schwerfällig, fleißig, bereitwillig zum Eingehen pers. Bez. (usw.) ( BAHNSONs "Krebstyp" !) * Kritik: * method. Design besser als bei allen vorgenannten Unters. * benutzte Persönlichkeitsdimensionen fragwürdig

BAHNSON deutete Ergebnisse: substabile Persönlichkeit ( Unwilligkeit die eigenen inneren Gefühle kennenzulernen ((Beliebigkeit der Argumentation, unwissenschaftlich, unseriös, Immunisierungsversuche)

3.3.2.3. Zur Konstruktvalidität des Begriffs der "Krebsdisponierten Persönlichkeit"

Voraussetzung für die Konstruktvalidität: * darunter gefasste Merkmale müssen sich deutlich von anderen Pat.kolleltiven mit Krankheiten, bei denen psychosomatische Komponente vermutet wird unterscheiden.

z.B. * Typ-A (ROSENMAN, 1968) (Herzinfarkt): deutlicher Unterschied zw. Tumor- und Herzinfarktpat. * andere "typische" Patienten allerdings den Tumorpat. sehr ähnlich! Beschreibungen bei: * Morbus Crohn (SCHULTHEISS & UEXKÜLL, 1979) * Colitis ulcerosa (ENGEL, 1979) * Rheumatoide Arthritis (HERRMANN U. SCHONECKE, 1979) * MS (SOLOMON, 1970) * Hyperthyreose (Schilddrüdenüberfkt.) (FEHM U. VOIGT, 1979) [Beschreibungen siehe Text S. 76)

Folgende Merkmale tauchen falt alle in den genannten Krankheitsbildern auf (!): * mangelnde emot. Zuwendung durch Eltern * Überanpassung, Konformität, Rigidität * mangelnde Fähigkeit, Gefühle auszudrücken; v.a. unterdrückte aggressive Regungen * unfähig zu intensiven emot. Beziehungen

( Schlüsse hieraus: * ev. Hypothesen und Methoden zu grob * ev. Artefakt durch hypothesengeleitete Stichprobenwahl, Rosenthaleffekte, [Argumentationsinkosistenz], sowie Krankheitsreaktivität der untersuchten Merkmale * falls ev. immunologische Dysfunktion als gemeinsamer Nenner der Krankheiten (ätiolog. Faktor) ( psych. Var. ähnlich

welche zutreffen nicht aus vorliegenden Ergebnissen nicht entscheidbar.

4. Die Rolle psychischer Funktionen im Verlauf maligner Erkrankungen

* Bei Verlauf im Gegensatz zu Entstehung neben plausiblem Bindeglied Immunsystem zusätzlich andere Einflußnahme psychol. Var. denkbar (z.B. über Blutversorgung de Tumors)

* Nachweis von Einfluß psychol. Var. auf Verlauf statt auf Entstehung methodisch einfacher und pragmatisch auch wichtiger (Konsequenzen für Sekundärprävention)

4.1. Spontanremissionen

Ausgangspunkt für Forschung zu psychophysiologischer Beeinflußbarkeit von Tumorwachtum: * gelegentliche Beobachtung, daß Pat. mit kämpferischer Einstellung (religiös etc. begründet) trotz teils fortgeschrittenem Stadium erwartete Überlebensgrenze teilweise weit (bis Jahre) überschreiten (selten)

Spontanremission: * EVERSON U. COLE (1966) folgern auf Grundlage eigener Fallsammlung Inzidenz von 1/100.000 (sehen diese nur als minimal durch psychische Faktoren bedingt) * Kriterien: * teilweise oder gänzliche Rückbildung eines histologisch einwandfrei festgestellten Tumors ohne aktive Krebstherapie * Pat. überleben Ausbruch lange infolge extrem verzögerten Fortschreitens oder übermäßig langem Stillstand der Metastasenbildung * Todesursache (lange nach Ausbruch) muss andere als Krebs sein * Kritik von STOLL (1979) an EVERSON U. COLE (1966): * in 60% der Fälle Wachstumshemmung länger als 2 Jahre, bei 25% sogar länegr als 10 Jahre * ( nur am längsten angedauerten Spontanremissionen in Fallsammlung aufgenommen * ( Häufigkeit von Spontanremissionen liegt wohl mehrere 100 x höher als 1:100.000 * lt. STOLL auch temporäre und partielle Tumorremissionen/Metastasenrückbildungen (nicht aufgrund therap. Maßnahmen) unter Spontanremission fassen! (außerhalb großer Krankenhäuser fehlen diagn. Möglichkeiten, sich ein genaues Bild von Häufigkeit von Spont.rem. zu machen) * außerdem objektiv belegte Heilungserfolge unortodoxer Verfahren besser untersuchen, weil wahrscheinlich hauptsächlich auf Placeboeffekte zurückzuführen

IKEMI ET AL. (1975) * nicht unerheblicher Teil der von EVERSON U. COLE (1966) berichteten Fälle hängt mit Behandlungsmodalitäten zusmmane, die nur ein gemeinsames Merkmal haben: den Glauben der Pat. an die Wirksamkeit der gewährten Hilfe * stellen Gemeinsamkeiten in 5 Fallbeispielen fest: * für alle Pat. beduetet Erkr. Existentielle Krise, die sie aber nicht passiv hinnehmen, sondern aktiv verantwortlich zu bewältigen suchen * auffallend: keine Angst oder depressiven Reaktionen (in 4 der 5 Fälle half tiefe Religiosität dabei) * bei allen Pat. führte die dramatische Änderung der Lebensperspektive zu erneuter Bestimmung ihrer Identität innerhlab der existierenden soz. Bezüge

diese Auffassung übereinstimmen mit BOOTH (1973) * psychische Verarb. Der Lebenskrise "Krebs" entscheiden ( verlorene Objektbez. (psychosomat. Ursache) muss ersetzt/neu gefunden werden * orthodoxe und unorthodoxe Beh. Sind dann am effektivsten, wenn Pat. Glaube daran hat (vgl. STOLL, 1979)

Kritik: * Grundlage Einzelfallbeobachtungen * Auswahl der Fälle ( Rosenthaleffekte * Ursache-Wirkung-Frage

4.2. Empirische Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen psychologischen Faktoren und dem Verlauf von Tumorerkrankungen

referierte Untersuchungen lassen sich einteilen nach dem Anspruch: * auch prämorbide Persönlichkeitscharakteristika zu erfassen (Design dazu aber methodisch aber unzureichend, weil retrospektiv) * Zusammenhang zwischen aktueller Krankh.verarb. und Prognose aufzustellen

BLUMBERG ET AL. (1954) * Querschnittunters. an 2 Gruppen * "inkurable, schenll progredierende Tumore" auffällig ängstlicher, kooperativ und übersensibel; mehr unterdrückte Angst, Depressivität, weniger Fähigkeit, Angst durch aktives Handlen zu reduzieren * "erwartete Lebenszeit um 50% überschritten" unauffällige MMPI-werte, teilweise auf Krankh. auch neurotisch reagiert * Schluss: langandauernder Stress ohne die Möglichkeit zum Ausdruck wirkt stimulierend auf Tumorwachstum

ähnliche Ergebnis bei * BACON ET AL. (1952) * (Befragung) beschrieben Pat. mit sehr ungünstiger Prognose als äußerst höflich und fügsam, Neigung Vh. ständig zu rechtfertigen * Pat. mit günstiger Prognose tendierten zu offenen Gefühlsäußerungen [Prognose prospektiv oder retrospektiv???] * KLOPFER (1957) * Rorschach-test * lange Überlebenszeit eng verbunden mit erfolgreicher Verleugnung, in seltenen Fällen mit gelassenem Akzeptieren der Realität [vgl. Widerspruch zu Bahnson] * schneller Krankh.verlauf bei starker Ich-Abwehr und hohem Maß an subjekt. Belastung

KRASNOFF (1959) * Untersuchung mit "Wechsler Adult Intelligence Scale" (WASI), MMPI, Rorschach-Test * Einteilung in 2 Extremgruppen * langsam verlaufend: überlebt 75% der Gesamtstichprobe * schnel verlaufend: stribt vor 75% der Gesamtstichprobe * Ergebnis: Unterschiede der beiden Gruppen nur in Verbalteil des WAIS und sozioökonomischem Status * Blumbergs Ergebnisse nicht repliziert, Vergleichbarkeit der Untersuchungen aber stark eingeschränkt

STAVRAKY ET AL. (1968) * Tumorpat. (versch. Lokalisationen) mit Verbalteil des WAIS und projektivem Verfahren * verglichen Pat. mit langer, kurzer (wie KRASNOFF, 1959) und mittlerer Überlebensdauer * Ergebnis: in allen 3 Gruppen hohe Anzahl von Pat. mit emot. Kontrollverlust und/oder Feindseligkeit * kaum Unterschied zw. niedriger Überleb.dauer und controls * Pat. mit langer Überlebensd. Mehr unterschwellige Feindseligkeit/Aggression, bei geringerem Verlust emot. Kontrolle schnitten im WAIS-Verbalteil besser ab * Interpretation: Langzeitüberlebende zeigen Gegenteil von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung (die ja als typisch für Diagnoseverarbeitung bei Krebsgelten) (??)

VIITAMÄKI U. SONKIN (1970) * Tumorpat. (versch. Lokalisationen) in 4 Gruppen (Krankh.stadium) eingeteilt * psychiatr. Interviews, projekt. Verfahren (z.B. Rorschach), psychometrische Tests * Regressionsanalytische Datenauswertung in follow-up * Ergebnis: * negativer Zusammenhang zw. Überlebensdauer und "Depressivität" (MMPI), "Psychasthenie" (MMPI) und "Neurotizismus" (MPI) (( z.B. sehr depressiv ( stirbt früh) * Zusammenhang zw. Ausmaß des Nicht-wissen über Diagnose und Überlebensdauer (Wissen um Diagnose als aktive Auseineandersetzung mit Krankheit)

DAVIS ET AL. (1973) * Gruppe von unheilbaren Tumorpat. (Diagnose diesen bekannt) * Beobachtung: Pat. mit leichten cerebralen Störungen (wegen Tumor) waren eher apathisch und zurückgezogen, hatten dabe weniger Angst/Verzweiflung ( solche Pat. mit hohem "apathetic given-up-factor" starben häufiger früh * dieser Faktor korrelierte aber auch mit Schwere der Erkrank. ( Interpret.: wahrscheinlich eher vorlaufendes Resultat des progredienten K.verlaufs als dessen Ursache

den Versuch, nicht alle Tumore (Art, Lokalisation etc.) in einen Topf zu werfen (wie die zuvor genannten Unters.) machten WORDEN & WEISMAN (1975, 1977) * berechneten "Überlebensquotienten" aus verschiedenen Parametern des Tumors (als standardisierte Größe) * 1. Untersuchung explorativ (retrospektiv), 2. prospektiv: * Untersuchung gelich nach Erstdiagnose mit 1/2 strukturiertem Interview und versch. Selbstratingskalen * follow-ups in 4-6 wochenabstand bis 6 moante nach erstdiagnose * Pat., die vor erreichen der erwarteten Überlebensgrenze starben: * hatten mehr Selbstmordabsichten im TAT * weniger erfolgreiche Bewältigung der mit der Krankh. assoziierten Probleme * klajten über Konflikte mit soz. Umgebung * empfanden Ärzte als wenig unterstützend * waren enttäuschter nach 1. Nachuntersuchung, mit der Rekonvaleszenz weniger zufrieden * hatte unterlassen, mediz. Anweisungen und Empfehlungen zu befolgen * Pat., die die Überlebensgrenze überschritten ( Gegenteil :) * kurze Überlebenszeit * war oft assoziiert mit Erleben extremer emot. Belastung (entweder Versuch, Krankheitsbewusstsein zu verdrängen oder völlige Selbstaufgabe, Resignation) * diese beiden Gruppen häufig Medikamente und Alkohol um Angst zu bekämpfen * soz. Rückzugstendenzen, Selbstbeschuldigungen, Beschuld. Anderer, Apathie, Passivität

ähnliche Ergebnisse bei DEROGATIS ET AL. (1976) * follow-up-studie * geben an, daß Pat., die ihren Gefühlen in Bez. auf Krankheit und Therapie freien Lauf ließen länger lebten * Untersuchung an 35 Frauen (Metastasen nach Mastektomie) (1979) * Symptomcheckliste SCL-90-R, Affektbalancescale ABS, strukturierte Interviews, Interviewer-ratings zu Einstellung etc. der Pat. * "Überelebenszeit" dichtotom def. nach länger leben als ein Jahr * Ergebnis: * länger Überlebende zeigten sich allg. belasteter, hatten mehr psychische Symptome * teilweise signif. höhere Werte [was denn das für ne Aussage?] in Angst, Feindseligkeit, Psychtizismus, Depression, Schuldgefühle * Affekte unausgewogen und eher negativ * Interpretation: prognostisch bedeutsame Fähigkeit, negativen Gefühlen Ausdruck zu verleihen * Kritik: * wieder Vertauschung von Prädiktor- und Kriteriumsvar. ( keine Aussage über prognostische Bedeutung der gefundenen psychologischen Unterschiede * kürzer Überlebende waren im schnitt 7 Jahre älter, hatten im schnitt mehr Chemotherap. hinter sich, die im schnitt länger dauerte * unklar ob psycholog. Untersuchung immer zum Zeitpunkt der Erstdiagnose von Metastasen

PETTINGALE (1977) * Pat. mit Verdacht auf Mammakarz. Stationär untersucht bevor Disanose bekannt * Var. "Ausdruck von Ärger" und Serumkonzentration versch. Immunglobuline (weil z.B. bekannt, daß hohe IgA-Serumkonzentration signif. mit fortgeschritt. Metastasierung bei Mamma-Karz. korreliert) * Ergebnis: * Vor histol. Diagnose bei Frauen, die Ärger ausdruck gaben niedrigere IgA-Konz. * nach Biopsie (follow-up 3,12,24 Monate) dieser Unterschied nur noch bei Frauen mit malignen Tumordiagnosen

ROGENTINE ET AL. (1979) * n=67, Melanome * nach Erstoperation Fragebogen (z.B. sollten Anpassungsleistung an durch Krankh. veränd. Leben einschätzen) * zufällig 4 Therapieregimes zugeordnet * prognostisch wichtige mediz. Kriterien kontrolliert (z.B. Stadium, Metastasenzahl etc.) * einteilung in 2 Gruppen * Gruppe 1 * untersucht, ob nach 1 Jahr rezidivfreie Pat. sich von rezidiv. Pat. psychol. unterscheiden * Ergebnis: * von klinischen Var. nur Anzahl der metastasisch befallenen Lymphknoten diskriminierend * psychol. deutl. Unterschied: Pat. mit Rezidiv hatten Anpassungsleistungsaufwand sehr viel niedriger eingeschätzt (sonst aber keine psychol. Unterschiede) * ( Vorhersage: Wenn Pat. mehr als 7 metastas. Lyphknoten oder Anforderung an eigene Anpassungsleistung sehr niedrig einschätzt ( Rezidiv * Gruppe 2 anhand der Ergebnisse aus Gruppe versucht prognostisch zu klassifizieren (Auftreten von Rezidiv nach 1 Jahr) * Ergebnis: 76% der Pat. korrekt klassifiziert ["ein zufällig sehr unwahrscheinliches Ergebnis"; niveau nicht angeben...] * Interpretation: Pat., die Anpassungsleistung niedrig eintufen verdrängen/verleugnen Bedeutung der Erkrankung (Einklang mit Mehrzahl der Untersuchungen) * (Anzahl der befallenen Lypmphknoten kovariierte aber gar nicht mit "Einschätzung der Anpass.leist.", deshalb Schluß, daß psychol. Var. nur Einfluß, wenn Krankh. noch nicht zu weit fortgeschritten)

Zusammenfassung und Kritik:

Mehrheit der Untersuchungen legt Schluß nahe, daß: * zw. Reaktion des Pat auf Erkrank. und Krankheitsverlauf (zumindest) statistische Beziehung besteht * GUT: * Fähigkeit zur Äußerung von krankheitsbedingten Gefühlen (v.a. Aggression, Feindseligkeit) * intakte Soz.bez. * erfolgreiche Bewältigung krankheitsassoz. Probleme * aktive Mitarbeit in Therapie * posit. Verhältnis zu behand. Ärzten * SCHLECHT: * Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung * Selbstaufgabe, Rückzug, Gleichgültigkeit * mangelhafte Fähigkeit zur Äußerung von Gefühlen * Überangepasstheit

Kritik: * viele Untersuchungen methodisch verschiedenste schwere Mängel, siehe Exzerpt

zum Problem der Scheinkorrelationen WEISMAN U. WORDEN (1977) * stellten fest, daß länger überlebende Pat. nicht nur ander Einstellung zu Krankh. hatten, sondern auch in Therapie besser und genauer kooperierten * ( ev. direkt psychosomat. Zusammenhang fragwürdig, weil Einfluß auf Krankheitsverlauf über besseres Gesundheitsvh.

Problem in den meisten Untersuchungen: * unterlassene Homogenisierung der Gruppen bez. prognostisch wichtiger somatischer Var., damit keine Kontrolle dieser wichtigen Var. (dabei Rückgriff auf Standarderte für Überlebenszeit für heterogene Pat.kollektive unzureichende Lösung, weil psychol. Werte Funktion des mediz. Zustandes sein können, z.B. durch * Krankheitserleben * paraneoplastischer psychotroper Prozesse * unterschiedl. psycholog. Raktion auf Diagnose jenachdem ob Frühstadiums- oder Spätstad.diagnose (Krebs ( Krebs) * etc. * ( homogenisierte Stichproben unbedingt nötig

Histologie= Lehre von den Geweben im Körper

IgA = bestimmtes Immunglobulin ( Antikörper, wird in Rahmen der zellulären Immunantwort von B-Lymphozyten gebildet

Neoplasma = Gewebeneubildung, die auf Störung der Wachstumsregulation beruht (( Regeneration)

Präkanzerosen = nach histologischen Gesichtspunkten potentielles Vorstadium zu Karzinomen