Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Vaitl, Nutzinger,
aus Florin et al., Perspektive Verhaltensmedizin, 1989)
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Perspektive Verhaltensmedizin Florin et al. (1989) Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Vaitl, Nutzinger Vorbemerkungen * Herz-Kreislauf-Erkrangungen (HKE) zählen
in den industrialisierten Ländern zu den häufugsten Todesursachen
* "Center for Disease Control of the U.S. Public Health Service"
schätzt, daß ca. die hälfte aller Todesfälle (aufgrund
der 10 Hauottodesursachen) in Verbindung mit dem individuellen Lebens-
und Vh.stil steht * in diesem Kapitel Augemerk nicht auf HKE, die besonders
hervorstechen (Apoplex, Myokardinfark) sondern auf Herz-Angst-Syndrom und
essentielle Hypertonie * Grund: beide stellen Herausforderung an Vh.medizin
dar weil * für Herz-Angst-Syndrom kaum zufriedenstellende Behandlungsform
existiert, Pat. aber unablässig Behandlung aufsuchen * essentielle
Hypertonie, weil zwar Behandlung möglich, aber Pat. sie aufgrund mangelnder
compliance nicht oder nur unzureichend wahrnehmen Herz-Angst-Syndrom *
Beschwerdebild schon lange bekannt, schon von FREUD (1895) als "Angstneurose"
charakterisiert * andere Bezeichnungen z.B. * DaCosta-Syndrom * zirkulatorische
Neurasthenie * Effort-Syndrom * zahlreiche Diagnose für ein Beschwerdebild,
aber keine gänzlich befriedigend Problem: * differentialdiagnostischer
Ausschluss/Abgrenzung * iatrogene Verängstigung durch Zuviel an Diagnostik
* Überbewertung von Minimalbefunden * nur kontinuierlicher interdisziplinärer
Dialog zw. Arzt und Vh.wissenschhaftler kann (therapiebegleitend) Exazerbation
(Verschlimmerung, Wiederaufbrechen) der Beschwerden verhindern helfen Das
Beschwerdebild Herzphobie * plötzliche Angstattacken mit der Furcht,
daß eine Herzkrankheit vorliegt und Lebensgefahr besteht, einhergehend
mit * Pulsbeschleunigung, -unregelmäßigkeit * Schweißausbrüche
* forcierte Atmung * motorische Unruhe * Schwindelgefühl * Hitzewallungen
* Kloßgefühl im Hals * Atemnot * Vielzahl von Mißempfindungen
bzw. Schmerzwn. Im Brustbereich * phobische Wahrnehmungseinengung auf das
Herz * phobische Befürchtungen und Erwartungsangst (Anfall) führen
zu größtmöglichem Vermeidungsverhalten (Ziel: Schonung
des Herzen) * häufig nebenher noch andere psychische Störung
wie Depression oder Agoraphobie Epidemiologie: * über Häufigkeit
nur grobe Schätzwerte (wegen unterschiedlich eng gefasster Def. nur
schwer vergleichbar): * "funktionelle Herz-Kreislaufstörungen"
* in Allg.praxis Vorkommenshäufigkeit 10-15% * in mediz. Poliklinik
ca. 8% * Gesamtbevölkerung geschätzt 2-5% * Alter bei Erkrankungsbeginn
i.d.R vor 30 * in meisten Untersuchungen überwiegen Männer *
zu Verlauf und Prognose wenig Untersuchungen es dominieren die chronischen
Verlaufsformen (NUTZINGER ET AL., 1987) Behandlungsansätze verschiedene
vh.medizinische Therapieansätze entwickelt, übereinstimmung groß:
* Vermittlung eines plausiblen Erklärungsmodells für die Krankheit
* motiviert Pat. zu Psychotherapie * zentraler Bestandteil von kognitiv-orientierten
Beh.ansätzen * REINECKER (1987): plausible Ätiologie- und Therapiemodelle
brachten für Pat. gute Ergebnisse v.a. in subjektiven Variablen (Compliance,
Motivation, Attribution) * gezielte Berücksichtigung der verschiedenen
Störungskomponenten * Systemansatz * psychische Störung als Diskordanz
gesehen zw. Physiologie, Kognition und Vh. ( versch. Behandlungsstrategien
für versch. Störungsbereiche, z.B. * Provokationsmethoden/Expositionsverfahren
* kognitive Therapietechniken * Physiotherapie * Entspannungsverfahren
etc. * übende Verfahren (in vivo) haben hohen Stellenwert (nach intensiver
Vorbereitungsphase) dienen der Vermeidung des Schonvh./Vermeidungsvh. Biofeedback
und Herzfunktion: * Mehrzahl der Arbeiten über operantes Biofeedback
der Herzrate * EISENCK ET AL. (1987) Biofeedback im Rahmen von umfassendem
Beh.programm bei Herzphobikern * Vermittlung eines Erklärungsmodell
* Biofeedback v.a. zur Vermittlung von Verständnis für Interdependenz
von emotionalen un dkörperlichen Reaktionen (beobachten/einschätzen)
( Veränderung von Kausal- und Kontrollattributionen Weitere Entwicklungen
* Herzphobie werden im Schnitt erst nach 3.5 Jahren einer gezielten Behandlung
zugeführt * ( bessere Ausbildung der Ärzte und * verstärkte
Öffentlichkeitsarbeit nötig * dadurch "Patientenkarrieren"
verhindern und damit größte Ursache für Chronifizierung
und Behinderung durch im Laufe der Erkrankung sekundär ausgebildeter
Vh.muster Essentielle Hypertonie Problembewußtsein der Bevölkerung
wächst in jüngster Vergangenheit. Die Ausgangslage In USA läuft
seit 15 Jahren das "National High Blood Pressure Education Program".
In diesem Zeitraum * stieg Zahl derer, die Risikofaktor "Hypertonie"
kannten von 50% auf 85% * stieg Zahl derer, die wissen, daß Hypertonie
zum Herzinfakrt führt von 24% auf 92% * Arztbesuche wegen H. nahemn
um 55% zu (insges. nur um 10% gestiegen) * ( Nachfrage nach Behandlung
wegen H. steigt Vh.medizin beschäftigt sich mit H. wegen * Problem
der mangelnden Compliance (objektiv günstige Beh.chancen werden nicht
voll genutzt) * Lebensgewohnheiten haben nachweislich einen Einfluss auf
Entstehung und Chronifizierung von H. * ess.H. lässt sich vh.medizinisch
(zumindest in Stadium I und Stadium II, WHO-Kriterien) günstig beeinflussen
(Übersicht der Nachweise z.B. bei VAITL, 1982) * ( FRAGE inwieweit
das in großem Stil und gleichzeitig konomisch hgeschehen kann * Erkenntnisse
da um- und einsetzen, wo häufig H.Pat. nämlich Reha.kliniken
und Arztpraxen Behandlungsansätze LEHNERT ET AL. (1987, Münster)
* 108 Pat. in Rehaklinik * Kombinationstherapie aus medikamentös mit
Antihypertensiva und vh.medizinisch (6 Wochen) * Ergebnis: * Blutdrucksenkung
(auch nach 12 Monate follow-up) in Kontrollgruppe (nur Medikam.) Effekte
schlecher, follow-up deutlich schlechter [signifikanzen nicht angegeben]
* Cholesterinsenkung (kardiovaskulärer Risikofaktor) * Senkung der
Pat.zahl die Antihypertonika nahmen und Menge (1jahr follo-up), bei Kontrollgruppe
in 1jahr follow-up Steigerung der Zahl (!) (signif. mehr control-Pat. mussten
also medik. Weiterbehandelt werden) * vh.medizinischer Beh.-Teil umfasste:
* 2 wöchentliche Guppensitzungen (ca. 2h) mit * Info über gesunden
Lebensstil * Entspannungsverfahren (Prog.Muskelentsp., Teile aus AT; auf
einzelnen Pat. zugeschnitten) * Selbtsmessung des Blutdrucks erlernen *
Selbstsicherheitstraining (auf einzelnen Pat. zugeschnitten) * auch Umsetzung
in Alltag geplant/geübt * (trotz vieler Einwände gg. Selbstblutdruckmessung
hier hilfreiche Maßnahme: * liefert viele Daten ( engmaschige Therapiekontrolle
* Pat. als "Wissenschaftler im Dienst seiner eigenen Gesundheit"
ANDREWS ET AL. (1982) * wann immer ein oder zwei vh.bezogene Methoden in
antihypertensiven Beh.programm eingesetzt werden, kommt es schon nach rel.
Kurzer Zeit zu Senkung des systolischen Blutdrucks um ca. 10-15 mmHg *
dauerhaft? LEHNERT ET AL. (1987) * Langzeiteffekte von (komplexem) vh.medizinischem
Beh.programm nachgewiesen * welche einzelnen Maßnahmen diese bewirkten
unklar * nach 12 monaten von 60 Pat. noch 53 Entpsannugsübungne *
Zuname der Pat.zahl, die salzarme Diät hielten und sich körperlich
betätigten * Hauptwirkfaktoren schwierig zu isolieren * ( Risikofaktor
der multifaktorielle Genese hat konsequenter multimodal begegnen! BASLER
ET AL.(1985) * behandelten adipöse Hypertoniker in Arztpraxen, lernten
Personal an, diese Verfahren an Pat. durchzuführen * Umsetzbarkeit
mit Erfolg demonstriert Ablauf in Praxis: * 15 allg.ärztliche Landpraxen,
261 übergewichtige H.Pat. * control-treatment: 5x/Halbjahr Gesundheitsberatung
durch Arzt über Risikofaktoren, HKE etc. * experimental-treatment:
vh.therapeutisches Gruppenprogramm durch Praxispersonal mit dem Ziel *
Körpergewicht zu reduzieren * Salzkonsum einzuschränken * Medikamenten-compliance
zu fördern * Pat. Anregungen zu geben, besser mit belastenden Alltagssituationen
("Stress") umzugehen * Praxispersonal erhielt vorher Schulung
* Techniken * Selbstbeobachtung * Selbstbewertung * Selbstverstärkung
* Sensibilisierung für Auslösesituationen (für exzess. Essen)
* Erlernen von kontrollierten Vh.weisen Ergebnisse: * Körpergewicht
und Blutdruck günstig beeinflusst * deutlich mehr Gewichtsreduktion
als controls nach 1/2 Jahr [signifikanzen nicht angegeben] * deutlich mehr
Blutdruckreduktion als controls [signifikanzen nicht angegeben] * Medikamentenbedarf
in exp.gruppe reduziert (lt. Autoren wegen Gewichtsreduktion ( lt. HOLZGREVE,
1984; führt 1kg Gewichtsverlust bei H. im Schnitt zu Blutdrucksenkung
von 2,7/1,8 mmHg ) Weitere Entwicklung * Einsatz von vh.med. Maßnahmen
bei H. unverzichtbar zu * Compliance-verbesserung * z.B. durch Einbestellsystem,
aktive Beteiligung des Pat. (Selbstmessung), vh.bezogene Verordnungen (statt
Vorschriften oder "Lebensphilosophien") * Reduktion von Risikvh.
* komplex und schwierig, auch Angehörige miteinbeziehen * "Gesundheitsbezigenes
Vh. muss eingeübt werden" ! * ( Praxispersonal schulen * Aufklärungs-,
Gesundheitskampagnen am Arbeitsplatz * Einsatz solcher Zusatzmaßnahmen
nicht mehr in Frage zu stellen, v.a. bei Risikopat. (meidizinisch oder
vh.psychologisch) unabdingbar * Befundlage spricht dafür, das solche
(oft für zu aufwendig gehaltenen) Maßnahmen in Versorgung sinnvoll
und wirkungsvoll integrierbar sind