Psychische Aspekte dermatologischer Erkrankungen
Scholz, Luderschmid
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aus Perspektive Verhaltensmedizin Florin et al. (1989)
Psychische Aspekte dermatologischer Erkrankungen Scholz, Luderschmid Historische
Beziehungen zwischen Psychologie und Dermatologie Im 19.Jhdt gelangt ggseitige
Beeinflußbarkeit von Haut und Psyche in die wissenschaftliche Auseinandersetzung
WILSON (1867) spricht von Neurosen der Haut ähnliche (heute nicht
mehr haltbare) Standpunkte bei HEBRA (1866) und KAPOSI (1895) Zu diesem
Zeitpunkt war Dermatologie (wie Psychologie) noch ganz junge Wissenschaft.
Stürmische Entwicklung bis heute wegen * Elektronenmikroskopie * Biochemie
* Pharmakologie * etc. ( überwiegend somatisch orientiertes medizinisches
Fach Behaviorale Analyse verschiedener Hautkrankheiten erst in den Anfängen
Dermatologen betrachten Haut meist isoliert, nicht als System, das mit
anderen Systemen (andere Organe, Psyche) in Wechselwirkung steht. Ausnahmen
z.B. WHITLOCK (1976); ROCK ET AL. (1972). ( Frage nach ausreichenden wissenschaftlichen
Kenntnissen und Fachkompetenzen in einer "psychosomatischen"
Betrachtungsweise... Verhaltensmedizinische Aspekte bei Hauterkrankungen
mit stark juckender Symptomatik (Pruritus) * Jucken deutlich lokalisiert
( epikritischer Prurikus * kaum lokalisierbar ( protopathischer Prurikus
* dermatologisch und psychometrisch nicht ausreichend quantifizierbar (imG.zu
Schmerz) ( Pathophysiologie des Juckreizes unzureichend bekannt. Ähnlich
wie bei Schmerz Durchlauf durch Hirnareale in Zus.hang mit emotionaler
Aktivierung (z.B. Thalamus, Capsula interna) bevor kortikal präsent.
( psychosomatische Wechselbeziehung verständlich Beispiele: * Vorstellung,
am ganzen Körper von Läusen befallen zu sein ruft deutlichen
Juckreiz hervor (Antizipation) * sexuelle Interaktion mit aversiv erlebtem
Partner kann stark juckende Quaddelbildung hervorrufen (Konversion) SCHUBERT
(1987) Einzelfallstudien: * Urtikariapatienten (Nesselsucht, starker Juckreiz)
* Verschlechterung der dermat. Symptomatik ( erhöhte Stressreagibilität
* Patienten mit atopischem Ekzem * Erhöhung des Alltagsstress ( Verschlechterung
der dermat. Symptomatik * (Einfluß der psychischen Bedingungen schwankte
interindividuell stark, 5%-20%) * (Psychischer Faktor aber stärker
als klimatischer, obwohl von Pat. Höher eingeschätzt) RING ET
AL. (1987) Studie: * Kinder mit atopischem Ekzem * startionäre Kontrollgruppe
(nicht atopische Dermatose) * Vergleich in Verhaltensdisposition (Neurotizismus,
I/Extraversion, Antwortverhalten) * ( kein Unterschied zwischen Gruppen
* ABER: Eltern in Bezug auf Rieh von relev. Verh.- Und Erlebenscharakteristika
verschieden: * Mütter (ekzematöse Kinder) weniger spontan, Emotionalität
vermehrt beherrscht * Mütter strenger als Väter; frödern/belohnen
Erwachsenenverh. (materielle Zuwendung); Hygienerituale in Bez. auf Krankheit
* Väter reizbarer als repräsentative Vergleichsgruppe aus Population;
ziehen sich aus Erziehungsangelegenheiten zurück * signif. Beziehung
zw. Emotionaler Labilität der ekzem. Kinder und Histaminfersetzungsfreudigkeit
der Leukozyten (in vitro durch Anti-IgE) ( Interpretationsversuch: * Auffälligkeiten
in der Familiensituation und Eltern-Kind-Beziehung (Unsicherheit der Mütter
im affektiven Umgang) fördern Neurotisierungstendenzen * diese Variablen
in Korrelation zu immunologischen Parametern * diese Wirkung auf dermat.
Symptomatik * ( Moderatoreffekt psychischer bzw. interaktiver Faktoren
auf allergische Reagibilität (muss beforscht werden, Nachweis offen)
Verhaltensmedizinische Aspekte dermatologischer Allergien BONGARTZ (1987)
zur Beeinflussung allergischer Reaktionen durch psychische Bedingungen
* Provokation allergischer Reaktion mit nomalem Allergietest * Experimentalgruppe
- Hypnose * Kontrollgruppe - leichter Stress durch Rechenaufgaben Ergebnisse:
* 2h nach Hypnose deutliche Zunahme der T- und B-Zellen gg Ausgangsmessung,
Abnahme der polymorphkernigen Leukozyten * allergische Reaktion in Stressgruppe
ausgeprägter * Hautrötung 24, 36 und 46 h nach Allergietest deutlich
größer bei Kontrollgruppe * bei Kontrollgruppe polymorphkernige
Leukozyten stärker verändert Schluss aus diesen (und anderen
BONGARTZ 86) Ergebnissen: * Untersuchte allergische Reaktion wird durch
2 zentralnervöse Mechanismen gesteuert: * vermutlich schneller Prozess
ca 30 min nach Antigenapplikation * ohne Veränderung des Differentialblutbildes
* vermutl. Durch Freisetzung von Katecholaminen getriggert * vermutl. 2.
verzögerter Prozess über ganzen Tag hinweg, vermutl. Über
Kortikosteroide gesteuert Replikationsstudien noch aus. Aber Resultat zeigt,
daß Vh-interventionen, die eher unspezifisch Aktivationsniveau beeinflussen,
allergische Reaktion beeinflussen können. Psychophysiologie und Vasomotorik
der Haut chronische Urtikaria (Nesselsucht): * beteiligte pathophysiologische
Abläufe z.T. ähnlich wie bei allerg. Reaktionen oder Pruritus
* i.d.R vasomotorische allergische Reaktion vom Sofort-Typ * bei 70% der
Pat. Keine allergologischen Ursachen findbar * ev. emotional ausgelöste
Gefäßdilatation, ev. Übertritt von Serum in umliegendes
Gewebe ( Quaddelbildung (nicht genau geklärt) * allg. Annahme, daß
pathologische Abweichung eher in Hautorgan als ZNS Bei cholinerger Urtikaria
emotionale Einflüsse als unmittelbar wirksam denkbar. Bei anderen
chronischen Urtikariaformen führt ev. Histamin über Moderatorwirkung
von Stress und Emotionen zu Immundepression, die das Krankheitsbild negativ
beeinflusst. Psychopsysiologische Wirkmechanismen der Vasomotorik vielfach
noch ungeklärt, Beeinflußbarkeit mit klinisch-psychologischen
Methoden aber gesichert: EBERSTALLER (1987) Studie: * zu Raynaud-Syndrom
* Pat. bekamen Fremdsuggestion mit Erfolgserwartung, eigene Vasomotorik
kontrollieren zu können * apparatives Temperaturfeedback (Fingertemp.)
* Pat. sollen im Labor erworbene Fähigkeit in konkreten Situationen
anwenden Ergebnisse: * Differenz von Ausgangs- und Endwert der Hauttemp.
Pro Therapiekontakt nahm mit fortlaufender Therapie zu ( willkürliche
Hauttemp.kontrolle möglich * %satz akuter Raynaud-Anfälle ging
drastisch zurück * gute fast durchgängige Generalisierung der
Kontrollfähigkeiten ( sehr gute Effekte durch Vh.-therapie bei (angebl.
Bei zahlreichen Erkrankungen anzutreffenden) Phänomenen wie Raynaud-
Syndrom. Schmerz als Klassifikationsmerkmal in der Dermatologischen Praxis
Zahlreiche dermatologisch relevante Syndrome gehen mit chron. Schmerz einher.
BALK ET AL. (1989 im Druck) Studie an progressiv-systemischer Sklerose
(Sklerodermie): * Sklerodermie ausgewählt weil * zählt nach Schmerzklassifikation
der International Association for the Study of Pain zu den chronischen
Schmerzsyndromen * als chronische Erkrankung Ggenstand interdisziplinärer
Interessen (Dermatologen, Rheumatologen, Internisten etc.) * im Vergleich
zu anderen dermat. Krankh. Relativ wenig gesichertes Wissen * Untersuchung
von Schmrz als differentialdiagnostischem Kriterium * 15 Schmerzmaße
(klinische (Häufigkeit etc.), experimentelle (Schwellenbestimmung
etc.)) Ergebnisse: * Aufteilung (n=28) in 2 Gruppen * Gruppe 1 (n=7) *
Schmerzen substanziell Teil des klinischen Bildes * eher beschleunigter
Krankheitsverlauf * reichhaltiges Symptombild * vermehrt innere Organe
betroffen (proximal aszendierende Sklerodermie) * weniger Schwellungen
in Gelenken * Schmerz intensiv empfunden, diffus lokalisiert * (thermische)
Aversions-, Schmerzschwellen niedriger * Gruppe 2 (n=21) * Schmerz spielt
nur Randrolle * eher Hände und Füße sklerodisiert * eher
langsam fortschreitender Kh.verlauf ( Präzisierung des Krankheitsbildes
und dessen Diagnostik Psychologisch-dermatologische Aspekte der Funktion
von Schweiß- und Talkdrüsen Hauptsächliche Stimuli für
Schwitzen: * Emotionen * Wärme Dabei * ekkrinen Schweißdrüsen
(über ganzen Körper verteilt) * durch Sympathikus versorgt *
trotzdem cholinerg und * apokrine Schweißdrüsen (dienen der
persönlichen Duftnote) * an behaarte Hautregionen gebunden * durch
Adrenalin und Androgene stimuliert Früher angenommen: * thermisches
Schwitzen an Stamm und Gesicht gebunden * emotionales an Axillen, Handflächen,
Fußsohlen * ( nach neueren Untersuchungen nicht mehr haltbar (emotionales
Schwitzen nicht lokal beschränkt) emotionales Schwitzen: * durch reale
Angststimuli oder gegenwärtige ängstigende Bedingungen * Teil
der autonomen Reaktion auf angstauslös. Situationen oder Vorstellungen
* Verbunden mit vasokonstriktiven und piloerektiven Prozessen * ( Verknüpft
mit spezifischen psychophysiologischen Aktivierungsmustern, die Haut als
Audrucksorgan für Gestimmtheiten (Angst, Aggression, Depression etc.)
ausrichten Hyperhydrosis * vermehrtes Schweissabsondern * meist antizipatorisch
ausgelöst (Angst, Unsicherheit, Kontrollverlust, Mißerfolgsbefürchtungen)
( * anticholinerge Substanzen wirken Schweissabsonderungsdämpfend
(setzen dabei elektrischen Widerstand der Haut herab; cholinerge Mittel
bewirken Gegenteil) * auch beta-Rezeptoren-Blocker (z.B. Propanol) können
Hyperhidrosis reduzieren (Wirkmechanismus unklar) GROTHGAR ET AL. (1987)
beschäftigen sich mit Akne (Acne vulgaris) Ausgangsüberlegungen:
* Zusammenhang zwischen Talgdrüsenfunktion und Erlebens-/Vh.besonderheiten?
* kein überzeugneder Beweis für "Akne-Persönlichkeit"
* Verhaltensbesonderheiten (z.B. Umgang mit Alltagsstress) wohl krankheitsbedingte
Gewohnheitsbildung * ( ev. bringt Besserung der Aknesymptomatik auch Sekundäreffekte
in Erlebens-/Vh.besonderheiten Studie: * 2 Gruppen, 5 Monate Behandlung
* Gruppe 1 Antibiotikum * 14tägig manuell-psysikalische Therapie *
bei Gruppe 1 nicht nur Aknesymptome gebessert, auch: * Erlebensbesonderheiten
(Unreinheitsgefühl, subjektive Belastung) * soziale Konsequenzen (Beeinträchtigung
in Beruf, ggüber anderem Geschlecht) * bei Gruppe 2 uneinheitlich
und weniger stark ausgeprägt * bei manchen Patienten reicht rein dermaltologische
Behandlung nicht ausreichend (psychische Beeinträchtigung wegen Benachteiligungsgefühlen
etc.) STANGIER ET AL. (1987) Untersuchung an Psoriasis (Schuppenflechte)
* zusätzlich zu dermat. Behandlung (Kontrollgruppe) Verhaltenstherapie
* Temperaturfeedback * Entspannungs- und Visualisierungstraining * nach
Therapieende bez. klinischer Symptomatik zwischen Gruppen kein Unterschied
* [Artikel hier unklar] TI: Treatment of atopic dermatitis: A comparison
of psychological and dermatological approaches to relapse prevention. AU:
Ehlers,-Anke; Stangier,-Ulrich; Gieler,-Uwe IN: U Oxford, Dept of Psychiatry,
Warneford Hosp, England JN: Journal-of-Consulting-and-Clinical-Psychology;
1995 Aug Vol 63(4) 624-635 AB: Compared the effectiveness of 4 group treatments
for atopic dermatitis, a chronic skin disorder characterized by severe
itching and eczema: dermatological educational program (DE), autogenic
training as a form of relaxation therapy (AT), cognitive-behavioral treatment
(BT), and the combined DE and BT treatments (DEBT). BT comprised relaxation,
self-control of scratching, and stress management. Group treatments were
also compared with standard medical care (SMC). Assessments at 1-year follow-up
showed that the psychological treatments (AT, BT, and DEBT) led to significantly
larger improvement in skin condition than intensive (DE) or standard (SMC)
dermatological treatment, accompanied by significant reductions in topical
steroids used. Results corroborate preliminary reports that psychological
interventions are useful adjuncts to dermatological treatment in atopic
dermatitis. TI: Psychosomatische Dermatologie: Ergebnisse einer kombinierten
stationaren Behandlung aus der Sicht der Patienten. (Psychosomatic dermatology:
Results of combined institutional treatments as seen by patients.) AU:
Lowenberg,-Hagen; Peters,-Meinolf IN: Rothaarklinik fur Psychosomatische
Medizin, Bad Berleburg, Germany JN: Praxis-der-Psychotherapie-und-Psychosomatik;
1992 May Vol 37(3) 138-148 AB: Reports results on 30 hospitalized neurodermatitis
patients, 25 other skin disease patients, and 48 controls. A combined dermatological
and psychotherapeutic treatment approach was given positive ratings by
the patients. A factor analysis of a 26-item questionnaire produced 3 factors:
bonding, including empathy, acceptance, trust, and positive regard; abstinence;
and understanding. Approximately two thirds of the patients were satisfied
with the combined treatments. (English abstract) (PsycLIT Database Copyright
1993 American Psychological Assn, all rights reserved) Verhaltensmedizinische
Hautartefakte ( Hautverletzungen, die vom Pat. selbst und meistens absichtilich
erzeugt wurden * psychophysiologische Einflüsse untergeordnete Rolle
* häufig auslösende Bedingungen Juckreiz, Pustelbildung, andere
Hautphänomene * ( psychologische Interventionen nötig, die zusätzlich
zu medizinischen Umgang mit den störenden Körperempfindungen
ermöglichen Hautartefakte bei Zwangserkrankungen * exzessive Reinigungsrituale/Desinfektion
wegen Infektionsangst (( Phobie!) * Zwangserkrankung behandeln, z.B. flooding
etc. Trichotillomanie (pathologisches Haareauszupfen) * tic-artiges Verhalten,
überwiegend bei Kindern bis 10-12 Lebensjahr * ( VT z.B. Stimuluskontrolle,
Reaktionsverhinderung Dermatitis artefacta * Haut aufgrund ständigen
Manipulierens entzündet * VT z.B. Selbstkontrolle (??) Tattoos * ca.
die Häfte der Betroffenen wollen sie irgendwann wieder entfernt haben
* psychische Probleme bei Entfernung (Restspuren) Ausblick * "Psycho-Dermatologie"
in Deutschland kaum entwickelt. * Verhaltensmedizinisches Interesse nicht
nur bei sog. psychosomatischen Hauterkrankungen (Dermatosen, Dermatitisformen)
* psychische Bedinungen u.U prädisponierend für verschiedene
Hauterkrankungen? Histamin = Gewebshormon, Neurohormon, spielt Rolle bei
Entstehung von Schmerz und Allergien Raynaud-Syndrom = funktionelle Durchblutungsstörung,
u.a. mit Blaufärbung der Hände, schmerzhafte Kälteempfindung)
Neurodermitis atopica = atopisches Ekzem