Alkoholismus (Kryspin-Exner, aus Reinecker, Lehrbuch der klinischen Psychologie, 1994)


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Kryspin-Exner Alkoholismus (aus Reinecker, Lehrbuch der klin. Psychologie, 1994) DDR Weltspitze im Alkoholverbaruch, für 1990 geschätzt 500.000 Alkoholabhängige in den neuen Bundesländern. In BRD 6% der Bev. abstinent, Großteil trinkt Alk im positiv verstärkenden Sinn (Erfolge, bes. Sit. etc., oft ritualisierte Funktion) Menschen die Alkprobleme haben, leben weiterhin in dieser Gesellschaft und werden mit diesen nlässen und Vh.weisen konfrontiert. Kein anderes sozial/kulturell mitdeterminiertes Vh. bringt jedoch soviel medizinische, soziale und rechtliche Probleme mit sich wie Alk. z.B. Kosten 1975 in USA durch Alkmißbrauch größer als Kosten durch Krebs- und Atemwegserkr. zusammen. Ca. 50% aller Morde und Autounfälle mit Toten in Zus.hang mit Alk, bei 1/3 der Suizide Alk Mitursache, 21% aller Alkoholiker sterben durch Suizid. ( nicht nur unter Aspekt "Alkoholismus" betrachten, Unterscheidung * Alkoholisierung * Trunkenheit * Alkoholintoxikation * Alkmißbrauch * Alkkrankheit wesentlich. 1. Beschreibung und diagnostische Kriterien Jedem Versuch Suchtvh. zu defniieren muß interdisz. Verständnis zugrunde liegen. * Biochem. Wirkungen berücksichtigen * Selbstkonzept (als Summe aller Einstellungen) und * soz. Bedingungen/Reaktionen im Umfeld 1.1. Begriffsbestimmung Wesentliche Voraussetzung von Suchtentwicklung * Mißbrauch * Toleranzerwerb/Gewöhnung * Abh.bildung Mißbrauch: allg. der falsche, vom üblichen Gebrauch/ursprüngl. Zweck abweich. Gebrauch. Dabei qualitativ (eng. misuse) oder quantitativ (engl. abuse) ( kann versch. Schädigungsmöglichkeiten haben Mißbrauch also von soziokulturellen Normen bestimmt. Differenzierung misuse/abuse fehlt in dt., obwohl Unterscheidung sinnvoll. Quellen des Mißbrauchs: * Irrtum/Unkenntnis (mangelnde Aufklärung über Wirkung etc.) * mangelnde Antizipation (der Konsequenzen) * modische Trends (Idole, Initiationsrituale) * in Überflußgesellschaft auch "Mißbrauch aus gesättigter Langeweile" Gewöhnung: * psychische Abh. "Nicht mehr aufhören können", "unwiderstehl. Verlangen", Suchtmittel zentrale Bedeutung in der aktuellen Lebenssit., dominante Stellung im Problemlösevorgehen) * Toleranzerwerb deutl. Wirkungsminderung bei wiederholter Einnahme ( pharmakodynamische Gewöhnung; Organismus kann Alk rascher verarbeiten ( höhere Dosen notwendig für gleiche Wirkung ev. durch Empfindlichkeitsabnahme zuständiger Rezeptoren = Rezeptortoleranz oder gesteigerte Enzyminduktion mit beschleunigtem Fremdstoffabbau ( verschiedene biolog. Krankheitsindikatoren ("biologische Marker") diskutiert * Alkaloid-Hypothese (Abbauprod. Ethanols bilden mit Neurotransmittern Kondensationsprodukte ( für Entstehung/Aufrechterh. der Abh. bedeutsam) * Serotoninmangel-Hypothese * spezifische ethanolmetabolisierende Enzymausstattung * Erniedrigung der MAO-Aktivität * Verminderung der Stimulierbarkeit der Adenylatcyclase Nach längerer Einnahme ( für Verarbeitung/Toleranz zuständige Organsyst. zunehmend toxisch geschädigt ( parallel zu Organfkt.störungen wieder Toleranzminderung (( immer weniger Alk vertragen) Bei Alkabh. nach Unterbrechung der Einnahme körperl. Entzugserscheinungen. 1.2. Diagnostische Kriterien Abhängigkeit Interaktion der Faktoren Droge, Individuum, Situation, manifestiert sich in sozialempsychologischen und mediz. Bereich. DSM-III-R: Störung durch Psychotrope Substanzen Alkhoholabh. wenn 3 aus 9 * Substanz häufig in größeren Mengen oder länger als beabsichtigt * anhaltender Wunsch oder erfolglose Versuche Verringern/Kontrollieren * Viel Zeit für Beschaffen, nehmen, davon erholen * Häufige Intox.- oder Entzugssympt., wenn eigentlich Verpflichtungen (Arbeit etc.) oder Einnahme bei körperlicher Gefährdung (z.B. Alk am Steuer) * wichtige soz., berufl., oder Freizeitaktiv. aufgegeben/eingeschränkt * fortgesetzter Substanzmißbrauch trotz Wissen Problem (Arbettspplatzverlust, Magenulcus etc.) * ausgesprägte Toleranzentwicklung * Entzugssymptome * Einnahme um Entzugssympt. zu bekämpfen Alk.mißbrauch unangepaßter Gebrauch von Alk, Kriterien der Abh. nie erfüllt Hinweise * fortgesetzter Gebrauch trotz Wissen Problem * wiedreholte Einnahme bei körperlicher Gefährdung (z.B. Alk am Steuer) * Diagnose nur wenn einige der Sympt. seit mind. ein Monat oder aber über länger wiederholt, am ehesetn bei Personen, die erst seit kurzem Alk in Menge überhöht oder zu unpass. Gelegenheiten Kriterien von "Durch psychtrope Substanzen induzierte organisch bedingte psychische Störungen" (DSM-III-R) beschreibt direkte und chrinische Effekte von Alk auf ZNS, die bei Abh. fast immer entwickelt. v.a. Intox. und Entzugsersch. Weitere alk.induz. organ. bed. psychische Störungen: Alkoholhalluzinose, alk.bedingte amnestische Störunge (Korsakow-Syndrom), Demenz bei Alkoholismus Entzug: unterscheiden * unkompliziertes Alk.entzugssyndrom (v.a. morgens Tremor Hände/Zunge/Augenlider, Übelkeit, Erbrechen, Schwäche, veget.Hyperaktivität (Schwitzen/Tachykardie, erhöhter Blutdr.), Ängstlichkeit, depress. Verstimmung * Alkoholentzugsdelir (kann lebensbedrohlich sein, oft Halluz., Desorient., Tremor; Dauer i.d.R. 2-3 Tage) ICD-10 und DSM-III-R hinsichtlich organ. Stör. und Stör. durch psychotrope Substanzen sehr ähnlich. ("Psychische und Vh.störungen durch psychotrope Substanzen") 2. Epi, Verlauf, Nosologie 2.1. Epi 94% Bev. insg. trinkt Alk 55% männer 20% frauen täglich 14%, 5% als alk.gefährdet einzuschätzen behandlungsbedürftig zw. 2-7% Diese Werte von großer volkswirtschaftlicher, gesundheitspol. und sozialer Bedeutung!! 1982 Zahl der beha.bedürf. Alk.kranker in BRD 1.8 Millionen, 199 in neue Länder auf über 500.000 geschätzt. Dabei über Alk.Pro-Kopf-Verbrauch (seit 1950 vervierfacht) Alk.kranke überprop. angestiegen (seit 1950 verzehnfacht (persönliche Kritik: pro-kopf ist im verhältnis, absolute Zahl nicht!!) Verhältnis Männer zu Frauen (Abh.) in letzten 30 Jahren von 20:1 auf 2:1 Dabei eigene Gestzmäßigkeiten in bez. auf Entstehung/Aufreechterhaltung weiblicher Suchtmechanismus. Hingewiesen auf depressive Komponente (genet. Dispos.?), Rascher Wandel der Rolle der Frau. spezif. therap. Vorgehen gefordert! 2.2. Krankheitskonzept des Alkoholismus 2.2.1. Typologie von JELLINEK "Disease concept of alcoholism" bestimmt bis heute Diskussion. Dabei zu wenig beachtet, daß JELLINEK sebst bereits darlegte, daß viele Formen Alkmißbrauch gibt, wovon nur einige als Krankheit einzustufen. Genaugenaommen spricht er von "alcoholisms" ( simplifizierender Schluß auf eine einzige Krankheitseinheit eher Fehlinterpretation. JELLINEK aus Analyse von 2000 A.A. Alk. USA Typologie des Alkoholismus mit 5 Prägnanztypen: * Alpha-Typus: vorwiegend psychologisch motivierter Trinkstil, ausufernde Trinkmengen bei psych. Spannungen und Konflikten. Vordergrund psychische Abh. "Erleichterungstrinken" ohne Mengenkontrollverlust * Beta-Typus: von soziokulturellen Gegebenheiten bestimmt, psychische Abh. kaum Rolle, durch äußere Faktoren bestimmte Trinkmot., Gelegenheitstrinken mit Tendenz, jeden Tag "Gelegenheiten" zu finden * Gamma-Typus: Dominieren der psych. Abh. mit gehäuftem Kontrollverlust, in denen Fähigkeit, Trinkmenge einzuschätzen, oder aufhören verloren. Episoden des "Nicht mehr aufhören könnens" Trinkstil: Wechsel zw. massiven Trinkepisoden und Zeiten geringen Konsums Durch Toleranzsteigerung körperl. Abh. mit Entzugssympt. bei fallender Alk.konzebntration Gesamtbild der süchtigen Einengung ("wie unter Zwnag"). Neigung zur eigengesetzlichen Progression * Delta-Typus: v.a. bei Populationen/Regionen, wo durch sozioökonomische Gründe regelmäßig hoehe Mengen Alk (Weinbaureg., Bierbrauereien). Typisch eher regelmäßiger Trinkstil mit täglicher Einnahme großer Mengen, entsprechend ausgeprägte körp. Abh. Psych. Störungen, Kontrollverluste nicht spezifisch aber ev. im Spätstadium als Delta-Gamma-Mischtypus * Epsilo-Typus: episodisches Trinken ("Sauftouren"), dazwoschen längere Phasen geringer/kein Alk.konsum VAILLANT (1983) stuft dieses System als gut geeignet ein für Querschnittbeschriebung, für Langzeitstudien aber eher ungeeignet, weil Trinkmuster nicht immer konstant bleibt. 2.2.2. Verlaufsphasen nach JELLINEK Weil Alkoholismus als Krankheitsprozess ( Jellinek entwickelt auch Verlaufsphasen über Prägnanztypen hinaus, mit inges. 42 Symptomen, hauptsächlich für Gamma-Form gültigkeit * präalkoholische Phase: positiv belohnende Konseq. des Trinkens werden erfahren, rasch Generalisierung, alle Schwierigkeiten, Frustrationen, Stimmungsschwasnkungen durch Alk ausgleichen * Prodromalphase: vermehrtes Denken an Alkohol (Vorräte, Strategien etc.) gieriges Trinken, Verheimlichungstendenz, Schuldgefühle, alk. Erinnerungslücken bereits nach geringen Mengen ("Palimpseste", "black outs") * nach 6monaten - 5 Jahren kritische Phase: Häufungs von Kontrollverlusten, erfolglos abgebrochene Abstinenz/versuchte Änderung des Trinkstils. Abwehrtendenzen gg. Bewußtsein der Abh. dominieren, v.a. gg Umgebung (Ausflüchte, Trinkalibis, großspuriges Vh). Wegen Pers.veränd. und Reaktion der Umwelt ( Verlust früher stabiler Bez.; Abbau Interessensgebiete, häufig auch Verlust/Aufgabe Arbeitsplatz. Störung der familiären Sit., nicht sleten Reduktion der Libido, Entwicklung übersteigerter Eifersucht. Zunehmend körperl. Abh. ( Bedürfnis nach morgendlichem Alk. wegen Entzugssymptome. Körperl. Vernachläss., Mangelernährung, alk.bedingte Organschäden ( schließlich Norwendigkeit mediz. Beh. * chronische Phase: voll ausgebildete Alk.abh., erhebl. organ. Schäden in ZNS-Fkt.bereichen, protrahierte tagelange Räusche, erhebliche Alk.toleranzminderung. Tremor, psychomotor. Hemmung, Angstzustände, Abbau ethischer und moralischer Werteinstellungen, erschwerte Denkleistung/Problemlösefähigkeit ( neuer Alk.einnahme Kozenpt des Alkoholismus als Kranhkeit schließ Anerkennung einer mehr oder weniger schnell einsetztenden nicht kontrollierbaren Eigendynamik ein: Toleranzerwerb, Alkoholverlangen, Kontrollverlust, Kettenreaktionen durch geringe Mengen Alk. dabei körperliche Folgeschäden, Nachlassen intell.-kognit. Fähigkeiten ( Auffassung der Irreversibilität dieses Prozesses. Damit, neben biochem., endokrin., genetischen Erklärungsprinzipien, Allerg./Stoffwechseltheorien ( Notwenidgkeit der Abstinenz Auffasung Alkoholismus als Krankheit orientiert sich v.a. an sekundären, toxischen Auswirkungen im Lauf der Entwicklung. Dann Notwendigkeit mediz.-therap. Beh. im Vordergrund. Aufgabe klein. Psychologen: Frühzeitig bestehende Alk.problematik (Alk.mißbrauch) therapeutisch begegnen und Langzeitentwicklung verhindern. Soziologische Überlegungen und lerntheoret.-vh.therap. Modelle haben "Krankheitskonzept des Alkoholimsus" in Frage gestellt. Das wissenschaftlich sinnvoll, Auswirkungen auf gesellschafts- und gesundheitspolitischer Ebene (Anerkennung durch Kassen, Therapieeinrichtungen, Stellung des Betroffenen in der Öffentlichkeit etc.) aber nicht absehbar! Se gesehen im Krankheitsmodell impliziertes Herausheben aus moralisch wertender Sich positive Konsequenzen. 3. Ätiologische Konzepte In dem verwobenen Prozessgeschehen schwierig, Ursachen und Folgen zu trennen, Konsequenzen des überhöhten Alk.konsums können wieder neuer Auslöser sein. Je rascher die sich verselbstständigende Konsumation (Eigendynamik) fortschreitet, desto mehr mündet Abh. in einheitliches Syndrom. 3.1. Kultureller Hintergrund (z.B. Trinksitten) hat großen Einfluß. Die meisten Gesellschaften akzeptieren Alk (( Islam, Hinduismus) z.B. exzesshaftes, periodische Trinken der Nordländer (Schweden, Finnen). Trunkehiet hier viel häufuger und tolerierter als z.B. in Frankreich, Italien. Gesellschaft bestimmt, was "normal". Darüberhinaus über kulturellen und wirtschaftl. Hintergrund Verfügbarkeit geregelt. Alk.verbor für Jugendliche relativ geringen Einfluß auf Entw. Alk.problematik. Prohobition als Maßnahme allein unwirksam. Kostenfaktor: mit gestiegenem durschn. Einkommen auch Alk.konsum gestiegen, über Preisregulation aber verschieden wirksam bei versch. Sorten, z.B. am wenigsten ausschlaggebend bei Bierkonsum. 3.2. Die Bedeutung des sozialen Netzwerkes Alkoholismus: Homöostase-Verlust in Familie (v.a. Partner), charakterist. familiendynamische Verädnerungen, um scheinbar Gleichgewicht wiederherzustellen. Anfängliches Zusammenrücken, allmählich Umschichtugn der Rollen- und Dominanzverhältnisse. (diese können durch Abstinenz gefährdet werden, wenn zu trinken aufhört und neuen Status im System will ( destabilisiert die anderen, was Basis für Rückfall sein kann) Rapide änderungen im sozialen System machen anfälliger, v.a. hinsichtlich Resistenz gg. Suchtmittel. WESTERMEYER (1982) an verschiedenen ethnischen Gruppen: Wenn gesellschftl. stabile Rituale für Trinken, Zahl der Mißbraucher geringer. Wenn also Gesellschaftsordundng im Aufbruch, Wertnormen in Unordnung, Kontrolle gg. Alk. verringert ( Alk.mißbrauch höher. 3.3. Genetik In den letzten Jahren wieder vermehrt geneitsche Studien. GOODWIN ET AL. (1973) Adoptionsstudie: Söhne von biolog. Eltern, von denen wenigstens eines wegen Alkoholismus hospitalisiert, viermal häufiger Alkoholismus als von nicht alk.kranken Eltern. Zw. Mißbrauch bei Adoptivelter und Adoptierten kein sign. Zusammenhang. Ergänzend Halbgeschwister mit Alk.krankh. stammten zu 65% von Alk.krank. Eltern ab, nicht alk.kranke nur zu 20%. Zwillingsstudien: in versch. Studien 26%-70% Konkordanz eineiig, 12%-32% zweieiig. (1984) in australischer Studie (1690 monozyg. und dizyg.) gezeigt, daß v.a. Familienstand (als soziodemografische Variable) entscheidend, inwieweit Trinkmodalitäten ähnlich: 31% bei jüngeren verheir. Zwillingen, 76% bei älteren nicht verheirateten (mono oder di???) (( Modellernen) Familienstudien: Einer von drei Alkoholikern, hat in naher Verwandtschaft chron. Alkoholiker. ( diskutiert, ob Unterschied zw. femiliär bedingtem Alkoholismus und erworbenem (familiäre schlechtere Prognose, beginnen früher mit Mißbrauch) Keine eindeutigen Ergebnisse. Neuerdings biolog. Marker (siehe 1.1.) aufgrund ihrer genetischen Bedingtheit als Krankheitsindikatoren diskutiert (als Indikatoren??? Marker = Indikatoren...) Genetische Anlage demnach einer von vielen Risikofaktoren. Bedenken, daß erbliche mit familiären Reaktionen interagieren! z.B. VAILLANT (1983) 80% Personen irischer Abstammung werden Alkoholikern, aber nur 35% itialienischer Abstammung ( genetische und familiäre Faktoren nicht unabh. von kulturellem Jintergrund sehen. Alkoholismus vor und während Schwangerschaft: "fetales Alkoholsyndrom" oder "Alkoholembryopathie" Ausgeprägte Entwicklungsdefizite und Behinderungen. In Kindheitsanamnese von Alkoholikern vermehrt Konzentrationsstör. und Hyperaktivität, bzw. MCD (( familiäre und genetische Belastung) 3.4. Sucht als Folge von Entwicklungsstörungen Suche nach Dispositionen: Aktuelle Lebenssit. mit life-events oder "dayly hassles" große Bedeutung, weniger bzgl. "objektiver Balastetheit" sondern ablaufenden Bewältigungsprozessen. z.B. Adoleszenz (als obj. schwierig zu bewältigendes Entwickl.abschnitt), problematisch, wenn Kompetenzen aus Kindheit zu labil + suchtgeprägte Erwachsene, gleichaltrige negative Vorbilder, geringe Zukunftsperspektive. ( Umgebungsbed. der Kindheit wesentliche Rolle (broken-homes, Partnerprobleme der Elter) und prädisponierende Faktoren Diese Ergebnisse aber aus Studien z.T. an Gruppen unterprivilegierter Jugendlicher (hohes Risiko für Delinquenz, Stichprobenverzerrung). Bei sozial-privilegierten, nicht-delinq. Collegestudenten aus Kindheitsumgebung keine eindeutige Vorhersage für Alkoholismus. Besonders beachten, da Alk.problematik bei Jugendlichen eigene Gesetzmäßigkeiten, Alk.folgen meist noch nicht so deutlich. 3.5. Folgeerscheinungen des chronisch überhöhten Alkoholkonsums als mögliche Ursache eines sich selbst perpetuierende Prozesses Alkoholtoleranz ( meist Änderung des Trinkvh. (Menge, Art der Getränke, Trinkmodus (allein, heimlich) etc.) Häufig wird anfänglich einfach nur Trinkvh. der soz. Umgebung imitiert, ev. Gruppendruck eines alkoholfreudigen Milieus. Wird der Konsum wichtiger, sucht sich die Person Gleichgesinnte ( ev. Teufelskreis Dazu parallel Leistungseinbußen (psychoorg. Störungen unabh. von der akuten Alkoholisierung, bei Alkis sogar experimentell unter bisschen Alk. Leistungsverbesserung, MENDELSON, 1964) ( auf neuropsych. Ebene: * weniger intellekt. Abbau als * Merkfäh.-, Aufmerksamkeits-, Lernstörungen, kogn. Defizite * (( spezif. Hirnfkt.störungen, teilweise Korrelate in bildgeb. Verfahren, v.a. CT, z.B. WILKINSON, 1985) Psychopathologie durch Alkoholismus * von amnestische Zustandsbilder (als Schwerstes Korsakow-Syndrom) * bis zu Demenz Psychologe: * auf subklinische alkoholinduz. Beeinträchtigungen achten! * (oft nur in sehr spezif. Tests feststellbar) * (subjektiv aber beobachtbar ( daraus manchmal Depression zu erklären) Psychotrope Wirkung des Alkohol ( ev. benutzt, um sich häufende schlechte Stimmung (Teil des "Katers") zu bekämpfen. Folgen medizinisch u.a.: * psychiatrische wie Delirium Tremens, Halluzinosen, Wahn * neurologische Ausfallsersch. (z.B. polyneuritische Mißempf., Lähmungen, epil. Anfälle) * Leberschäden * gastrointest. Schäden * Blutgerinnungs-, -bildungsstörungen * cardiovask. Schäden * erhöhte Anfälligkeit für Infektionskr. und Karzinome * enodkrine Störungen * Hautschäden * beeiträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit * DABEI: Zeitpunkt ab wann, variiert interindiv. stark ( Einzelbefunde aber nie isoliert betrachten. "Normale" Leberwerte widerlegen Abnormität des Alk.konsums z.B. nicht. Reaktionen des Betroffenen auf Abh. und Folgeerscheinungen: * sucht Alibis, Entschuldigungen (internale Kontrolle wird durch ext. Attrib. abgelöst, "Chef etc. ist schuld") * ändert ev. soziales Bezugssystem * engt Interessen ein ( ev. Kreislauf 3.6. Psychologische Theorien Auch wenn Zunahme des Alk.konsums in Gesamtbev. v.a. wegen wirtschaftl. und gesellsch. Ursachen, Entstehung von Alk.abh. personengebunden zu betrachten. [Warum??] Früher Ansätze zu "Suchtpersönlichkeit", später Augenmerk auf Prozesscharakter. Ziele dabei Idenifikation von * prädisponierenden * auslösenden * aufrechteerhaltenden Bedingungen die das Trinken zunehmend der Selbstkontrolle entziehen. "Alkoholikerpersönlichkeit" konnte von keinem Ansatz her objektiviert/def. werden. Uniforme Prsönlichkeitscharakteristika (soweit vorhanden) als Folgeerscheinung des chron. Alk.mißbrauch zu erklären. 3.6.1. Tiefenpsychologische Sicht Sucht als narzißtische Besetzung von Oralität. Objekt, das ständig verfügbar ist wird dabei unbewußt phantasiert. "Über-Ich" ist "alkohol-löslich". 3.6.2. Sucht als gelerntes Verhalten Lerntheoretische Modelle fragen nach der Funktionalität des Alkohols, Mechanismen, die den Abh.prozess aufrecht erhalten. V.a. Determinanten des Trinkvh. * situative Beding. * Erfahrungen mit Alk * daraus resultierende kognitive Prozesse, Erwartungen ( welche primär verstärkende Effekte bei Ausblenden der negativen Folgen klass./operante Konditionierung; kognit. Faktoren: * ursprünglich neutrale Stim. werden Auslöser für Trinken * belohnende Wirkung von Alk (Spannungs-Reduktions-Hypothese, CONGER. 1956) * wenn kein alternat. Vh. dann Generalisierung * zustandsabh. Lernen ( Vh. die unter Alk ausgeübt (Gefühlsäußerungen, Kontaktaufnahme etc.) können ohne nicht ausgeübt werden * neorobiolog. Hypothese zu reward-system: * automatisierte Kognitionen, Emot. und Vh. sind aktive neurale Kondit.vrogänge über vorwiegend katecholaminerg und endorphinerg gesteuertes Belohnungsyst. (dabei Spekulation, ob bestehendes Endorphindefizit dadurch ausgeglichen, oder erst Folge...noch unklar, BÖNING, 1991) * "craving" (zwanghaftes Weitertrinken, kann nicht anders) als klass. kond. subklinisches Entzugssymptom interpretiert (dabei aber kognitive Interpret. des Syndromms/Arousal/Situation ausschlaggebend, ob weitergetrunken wird (Z.B. WATZL U. GUTBROD, 1983)) * ( seit Ende der 70er Augenmerk auf solche kognit. Vermittlungen (Einstell./Erwartungen) * Erwartung für die subj. Wirkung von Alk. mitbestimmend Placebo-Versuch mit 4-Felder (Tonic; Tonic-Wodka; Alk-Erwartung; Nicht-Alk-Erwartung) ( bis zu mittl. Blutalk.konzentration für erlebte Wirk. und Vh. Erwartung wichtiger als physiologische Wirkung an sich (MARLATT U. DONOVAN, 1982) * ( MARLATTs sozial-kognitives Modell der Alk.abh.: p(Alk.konsum bei Stress) = f(subj.wn.Stress; Repertoire an Bewält.fäh.; Erwartung der Effektivität von Alk) * kognitiv-behav. Ansatz zu Rückfall nach Abstinenzversuch: Rückfall ( kognit. Dissonanz ( Mangel an Bewält.strat. ( Weitertrinken * ( solchen Kognitionen präventiv strategisch begegnen! 3.6.3. Kybernetische und informationstheoretische Ansätze * Übersteigen erlebnis- und persönlichkeitsbedingte Störgrößen das individuelle Toleranzniveau ( Alk als Hilfsregler eingesetzt. * Katergefühl Rückkoppelung auf diese Störgrößen (z.B. Entzugssyndrom) ( Teufelskreis * Ursachen aber aus kybern. Modell nicht verbindlich erklärbar informat.theor. Ansatz: * Folgen der Alk.zufuhr auf : * Speicherung und Abrufbarkeit von Info * Gedächtnisleistung * selektive Aufmerks. * Fehler im Schlußfolgern * ( Fehler in der Selbsteinschätzung und damit Selbstverantwortlichkeit (( deshalb therap. nicht sinnvoll, an diese zu appelieren, erst muss Normalisierung der kogn. Fkt. abgewartet werden) Zus.fassung: * zur Zeit für keinen Ansatz Alleinanspruch auf theoret. Klärung Gesene/Therapie von Alk. * Multikausalität der Abh.entwicklung * (psychische, somatische, soziale Faktoren) 4. Interventionsansätze multifaktorielle Ursachen ( multidiszipl. Behandlung, kombinierte Anwendung von Methoden, aber möglichst nicht "Gießkannenprinzip", sondern auf Indiv. zugeschnittenes Programm, je nach Indikation (Stadium, Einsicht, Motivation, Persönlichkeit) 4.1. Therapieziele Individualisierung der Therapie bis hin zu sehr kontroversen Beh.ansätzen: Kontrolliertes Trinken als Therap.ziel: * katamnest. Unters. zeigen, daß kleiner %-satz behand.Alkis später ein normales/soz.unauffällige Trinkvh. entwickeln können ("soziales Trinken", Begriff von REINERT U. BOWEN, 1968) * Ergebnisse von Effizienzstudien sehr diskrepant (u.a. weil unklare Def. von "kontr.Trinken", mangelhafte Absicherung der katamnest. Daten) * außerdem Rückfälle unter abstinenten Alkis wegen unkritischer Berichterstattung in Medien * Ergebnis: * kontr.Trinken mögliches Ziel für nicht-abh. Problemtrinker, nicht für für chton. Alkis mit somatischen Schäden (hier absolute Abstinenz erforderlich) Zum Alk.kosum alternative Vh./Problemlösestrat. entwickeln ( Rückfallrisiko reduziert Oft nötig: Unterstützung in Entw. soz. Selbstständigkeit, berufl. Integration, prs. Bindungen Therapie über Entzug hinaus entscheiden von Motivation des Betroff. abhängig! 4.2. Therapieprinzipien traditionelle Alkibehandl. ( Ziel lebenslanger Abstinenz * Entzug ("Entgiftung"), ev. mit medikament. Unterstützung (dabei Vorsicht vor Suchtverschiebung!) * Therapie (Einzel-, Gruppen-) (Einsichts-, Motivationsaufbau) * Üben der neuen Rolle als Abstinenter * Erarbeiten inkompatibler, alternativer Vh./Strategien * abh. von soz. support 4wochen-6monate * Rückfallprophylaxe einbauen * auch Rückbildung als prozesshaft fortschreitend sehen * Vh.-/Denkrichtlinien von Selbsthilfegruppen teilweise als Ideologien (Blaues Kreuz, Guttempler-Orden, Kreuzbung, Anon.Alk. =AA) * AA mehr als 1mio Mitglieder * medizinisch orientiertes Krankheitsmodell * Zusammenhalt der Gruppe mit Denk- und Vh.ritualen ("12 Schritte") * in Al-Anon, Al-Ateen werden Partner und Kinder organisiert in Konzept mit einbezogen Frage nach Wirksamkeit von psychotherap. Interventionen: * z.B. VAILLANT (1983) schätzt gering ein, wegen Eigendynamik des Suchtprozesses und deshalb mangelhafter Selbstregul.fäh.) * ABER: in solchen Ansichten oft VT-ansätze noch mit Aversionstherapie gleichgesetzt) ( wichtig: * Erlernen von Problemlösestrat. * Herauslösen aus Abh.keit und Fremdkontrolle * natürlich abh. von Stadium und Schweregrad 4.3. Therapieeffizienz * Effizienzstudien nur unter Einbeziehung der Pat.charakteristiken sinnvoll * entscheidend auch (oft verschiedene) Eff.krit. und Katamnesezeiträume * verzerrend wirkt hohe drop-out-Rate bei Alkis * z.B. HELZER ET AL. (1985) * ca.1300 Alkis, bis zu 7 Jahre nach klinischer Beh. befragt * 83% liefern verwertbare Daten: * 2/3 fortgesetzter Abusus (mit neg. soz. und gesundheitl. Folgen) * 12% fortgesetzt Abusus (ohne berufl./private Probleme) * 4.4% bezeichnen sich als kontrollierte Trinker mit Abstinenzphasen (keine Probleme) * 1.6% ständig "kontrollierte Trinker" (auch keine Probleme) * Rand-Report (HEATHER U. ROBERTSON, 1975) * Ergebnisse aus 45 Beh.zentren in USA * nach 4 Jahren 18% der Pat. (Therapieziel: totale Abstinenz) Trinkmuster ohne Anzeichen von Abh. 5. Resumee Unter "Lakoholismus" verschiedenstem Formen, Verläufe und Schweregrade subsumiert. Historische Tradition: "chronischer Alkoholismus" mit Grundlage hirnpathologische Verädnerungen, akute klinische Entzugssymptome etc. ( Notwendigkeit, für andere Formen, bei denen nicht medizinische Sympt. im Vordergrund stehen, andere Termini zu finden (z.B. "Problemtrinker", soziolog. Kriterien oder "Alkoholproblem") ( für dieses Spektrum an Alk.gefährdeten psycholog. Intervent. sinnvoll und notwendig ( Therapie UND Prävention (vgl. Gesundheitspsychologie) Anregung in Zus.hang Prävention: VAILLANT (1983) in prospekt. Längsschnittstud. (40 Jahre!) an über 600 männl. Amis * Alkoholismus nicht immer progressive Erkrankung mit am ende chronischer Form oder Abstinenz, unter gewissen Voaussetzungen und in frühen Stadien auch "maturing out" ( das in klinischer Beobachtung weniger beachtet!